Karlsruhe/Berlin. Eine Zeugin will die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe am Tatort eines der Morde gesehen haben, die der rechtsextremen Terrorgruppe NSU vorgeworfen werden. Die „taz“ berichtete, die Zeugin wolle Zschäpe 2005 am Tag des Mordes an Ismail Yasar in Nürnberg gesehen haben.

Eine Zeugin hat die wegen der Neonazi-Mordserie angeklagte Beate Zschäpe einem Zeitungsbericht zufolge 2005 in unmittelbarer Nähe eines Tatortes gesehen. Die Zeugin habe Zschäpe am Tag des Mordes an Ismail Yasar in Nürnberg gegen zehn Uhr beim Bezahlen in einem Supermarkt beobachtet, berichtete die „tageszeitung“ vorab aus ihrer Freitagausgabe.

Direkt hinter dem Markt stand der Döner-Imbiss, an dem Yasar am 9. Juni 2005 zwischen 9.45 Uhr und 10.15 Uhr erschossen worden sei. Die Zeugenaussage könnte es den Bundesanwälten erleichtern, Zschäpe eine Beteiligung an den zehn Morden des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) nachzuweisen. Generalbundesanwalt Harald Range hatte Zschäpe vergangene Woche nicht nur als NSU-Mitglied, sondern auch wegen Mordes angeklagt.

Zeugin hatte bereits 2005 ausgesagt

Die Zeugin sagte dem Zeitungsbericht zufolge aus, sie sei sich sicher, Zschäpe gesehen zu haben. Die fremde Frau habe sie damals an die US-Schauspielerin Sara Gilbert erinnert, die in der Kult-Serie „Roseanne“ die Darlene spielt. Zwischen Darlene und Zschäpe gibt es tatsächlich Ähnlichkeiten. Für die Zuverlässigkeit der Zeugin spreche, dass sie bereits 2005 ausgesagt habe, sie habe in der Nähe des Tatortes zwei Männer mit Fahrrädern gesehen. Dies decke sich mit weiteren Zeugenaussagen. Zschäpes mutmaßliche Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sollen bei mehreren Morden und Überfällen mit Fahrrädern unterwegs gewesen sein.

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Die Bundesanwaltschaft legt dem Neonazi-Trio die Ermordung von acht türkischen und einem griechischen Einwanderer sowie den Mord an einer Polizistin Zur Last. Die Taten ereigneten sich zwischen 2000 und 2007. Außerdem soll der NSU zwei Bombenanschläge in Köln in den Jahren 2001 und 2004 verübt haben. Mundlos und Böhnhardt erschossen sich vor einem Jahr, als sie nach einem Bankraub kurz vor der Festnahme standen.

Der rechtsextremistische Hintergrund der Mordserie kam erst danach ans Licht. Der Fall schockierte Politik wie Gesellschaft und stellte die Arbeit der Sicherheitsbehörden wegen zahlreicher Ermittlungspannen grundsätzlich infrage. Untersuchungsausschüsse in Bund und Ländern prüfen seither, wie es dazu kommen konnte. (rtr/dapd)