Düsseldorf. . Immer mehr Schülerinnen und Schüler müssen wegen Depressionen stationär behandelt werden. In den vergangenen drei Jahren stieg die Zahl der Betroffenen um 50 Prozent. “Die Stressfaktoren haben auf jeden Fall zugenommen“, sagt ein Experte. Es gibt Indizien, bei denen Eltern hellhörig werden sollten.
Die Zahl der Schüler, die wegen Depressionen und Angstsymptomen in Kliniken behandelt wurden, hat sich in NRW seit 2009 um 50 Prozent erhöht. Im vergangenen Jahr mussten 8600 Kinder und Jugendliche mit der Diagnose Depression stationär ins Krankenhaus, wie die Techniker Krankenkasse am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Zwei Jahre vorher seien es noch 5900 Schüler im Alter zwischen zehn und 19 Jahren gewesen.
Mädchen doppelt so oft betroffen wie Jungen
Die Untersuchung der Krankenkasse hat weiter ergeben, dass Mädchen fast doppelt so häufig an seelischen Beeinträchtigungen leiden wie Jungen.
Die depressiven Störungen äußern sich der Krankenkasse zufolge auf unterschiedliche Weise: Manche der betroffenen Kinder sonderten sich ab, andere würden aggressiv. Häufig klagten sie über Kopf- und Bauchschmerzen, seien antriebslos und hätten kein Selbstwertgefühl.
„Oft wissen die Schüler nichts von ihrer Krankheit“, sagte die Sprecherin der Techniker Krankenkasse in NRW, Andrea Kleinbreuer. Sie wies auf die Möglichkeit der kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen J1 und J2 hin, bei denen der Arzt neben der körperlichen Untersuchung auch in einem vertrauensvollen Gespräch nach seelischen Problemen frage. Zu dieser Untersuchung könnten die Jugendlichen auch ohne ihre Eltern gehen.
"Stressfaktoren haben auf jeden Fall zugenommen"
Karl Georg Donath, beim Landschaftsverband Westfalen zuständig für den Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie, sagt: „Die Stressfaktoren haben auf jeden Fall zugenommen. Ob es die Reduzierung der Schulzeit beim Abitur ist oder der allgemeine Leistungsdruck – es kann schnell zu Überforderungen kommen. Auch weil die Kinder heute in der Freizeit viel Stress haben. Der Terminkalender ist randvoll.“
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Die Beziehungen untereinander haben durch soziale Netzwerke wie Facebook laut Donath eine neue Qualität erhalten. „So etwas wie Cybermobbing, wo Kinder systematisch im Netz gehänselt werden, hat es vor zehn Jahren noch nicht gegeben.“ Wenn sich die Kinder zurückziehen, wenn sie in sich gekehrt sind und das Interesse an Aktivitäten verlieren – wie Fußballspielen, sich mit Freunden treffen –, sollten Eltern wachsam werden.
Dass die Zahl der betroffenen Kinder so deutlich gestiegen ist, habe auch „damit zu tun, dass die Eltern heute sensibler reagieren und sich schneller Hilfe holen“, so Karl Georg Donath.