Washington. Jens Söring sitzt in den USA wegen Doppelmordes in Haft. Der Deutsche sagt seit über 20 Jahren, dass er unschuldig sei. Er scheitert auch bei der achten Anhörung vor dem Begnadigungsausschuss in Virginia. Die Entscheidung stand schon seit Wochen fest, wie aus Brief von US-Offiziellen an Deutschen Bundestag hervorgeht.

Der im US-Bundesstaat Virginia wegen Doppelmordes seit über 20 Jahren einsitzende Deutsche Jens Söring hat im Kampf um eine Haftverlegung in die Heimat eine weitere Niederlage erlitten. Wie der zuständige Begnadigungsausschuss in Richmond gestern mitteilte, kommt eine vorzeitige Entlassung und Überstellung des 45-Jährigen „wegen der Schwere der Tat“ bis auf weiteres nicht in Betracht. Söring verbüßt seit 1990 im Gefängnis von Buckingham eine zweimal lebenslange Haftstrafe. Er gilt als Bilderbuch-Häftling.

Der Diplomatensohn war in einem Indizien-Prozess für schuldig befunden worden, 1985 mit seiner damaligen amerikanischen Lebensgefährtin Elizabeth deren Eltern auf bestialische Weise umgebracht zu haben. Söring war erst geständig – er wollte nach eigenen Angaben seine Freundin schützen, die die wahre Täterin gewesen sei. Später zog er seine Aussage und erklärte sich für unschuldig.

Jens Söring.
Jens Söring. © ddp | Unbekannt

Bei der achten Anhörung vor dem „Virginia Parole Board“ (Begnadigungsausschuss) am 10. September hatten mehrere hochkarätige Ermittler, darunter zwei ehemalige Generalstaatsanwälte des Bundesstaates, die seinerzeit an dem Fall beteiligt waren, ausgesagt, dass Söring unschuldig sei. David Watson, bekannter, inzwischen pensionierter Mord-Kommissar aus Virginia, berichtete dem Gremium, dass eine erneute Begutachtung aller damals bekannten Indizien nur den Schluss zulasse, dass Söring fälschlicherweise verurteilt worden ist.

Der Fall Söring spielt im laufenden Wahlkampf eine Rolle

Warum der Ausschuss diese Einlassungen unberücksichtigt ließ, ist nicht bekannt. Der Fall Söring spielt im laufenden Wahlkampf um den US-Senat am 6. November eine Rolle. Der demokratische Bewerber Tim Kane hatte in seiner früheren Funktion als Gouverneur von Virginia die Begnadigung bereits ausgesprochen. Nach seiner Niederlage gegen den heutigen republikanischen Amtsinhaber Bob McDonnell wurde die Entscheidung aufgehoben. Die Republikaner werfen Kaine bis heute vor, zu „weich“ mit einem Doppelmörder umgegangen zu sein.

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Unterstützerkreise des Häftlings, die aus Deutschland den Fall regelmäßig publik machen, zeigten sich irritiert über ein Detail am Rande. Bereits zehn Tage vor Sörings Anhörung im September hatte der Vorsitzende des Begnadigungsausschusses, William Muse, an den SPD-Bundestagsabgeordneten Christoph Strässer geschrieben und die gestern offiziell verkündete Ablehnung der Überstellungsgesuchs vorweggenommen. Strässer ist die treibende Kraft einer Parlamentarier-Gruppe im Bundestag, in der alle Fraktionen mit teilweise prominenten Namen bis in Minister-Ränge vertreten sind, die sich seit langem für die Aufhebung der Haft Sörings in Amerika einsetzt.