Essen. . Viele, vor allem junge, Autofahrer setzen sich offenbar mit Drogen im Blut ans Steuer. Bei einer Kontrolle im Rhein-Sieg-Kreis stellten Polizisten jetzt bei 13 der 129 angehaltenen Fahrer Drogenkonsum fest – also bei jedem zehnten.

Eine Kontrollaktion der Polizei im Rhein-Sieg-Kreis sorgt für Aufsehen in NRW. Beamte hatten 129 Autofahrer überprüft und festgestellt: Jeder zehnte Fahrer stand un­ter Drogeneinfluss. Die Polizisten hatten zuvor ein Seminar besucht, in dem sie lernten, Drogenkonsumenten am Steuer zu erkennen.

Die Zahl der Autofahrer, die Cannabis, Kokain und andere illegale Substanzen nehmen, ist offenbar hoch. Wie gestern bekannt wurde, hat die Polizei im Rahmen der Drogenerkennungs-Seminare seit Anfang 2011 landesweit 60 Kontrollen durchgeführt, unter anderem in Dortmund, Recklinghausen, Gelsenkirchen und Unna. „Immer mit ähnlichen Ergebnissen. Die Entdeckungsrate liegt bei knapp sieben Prozent“, sagte Seminarleiter Robert Lennerts vom Landesamt für Ausbildung der Polizei.

Die Drogen-Schnelltests der Polizei sind wesentlich zuverlässiger geworden.
Die Drogen-Schnelltests der Polizei sind wesentlich zuverlässiger geworden. © Stephan Eickershoff / WAZ FotoPool

Womöglich ist Drogen- und Medikamentenmissbrauch im Straßenverkehr sogar ein schwerwiegenderes Problem als Alkohol. „In nur fünf von 125 durch uns veranlassten Blutproben wurde Alkohol gefunden. Aber in fast allen konnten Drogen nachgewiesen werden“, so Ausbilder Lennerts.

Die Zahl der Unfälle durch Drogeneinfluss steigt stark

Diese Kontrollen gibt es in Nordrhein-Westfalen immer häufiger. Die Polizei setzt dabei zum Beispiel zuverlässige Speichelschnelltests der Marke „Mavand Rapid Stat“ ein. Damit lassen sich unter anderem Amphetamine, Kokain, Opiate, Cannabis, Ecstasy sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel feststellen.

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Laut der Polizei Duisburg wurden dort im letzten Jahr 192 Drogenfahrten beendet – fast sechsmal mehr als im Jahr 2009. In Dortmund mussten 604 Fahrer unter Drogenverdacht Blutproben abgeben – viermal mehr als im Jahr 2007. Das NRW-Innenministerium zählte zuletzt 1003 Unfälle durch Drogen- und Medikamentenmissbrauch. Das ist ein Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die wenigsten wissen: Wer beim Autofahren unter Drogeneinfluss er­wischt wird, verliert fast immer den Führerschein. Die Gewerkschaft der Polizei forderte gestern die Möglichkeit, diese Fahrer sofort nach der Kontrolle aus dem Verkehr ziehen zu können. Noch immer blieben zu viele Drogenkonsumenten am Steuer unentdeckt.

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Von Matthias Korfmann

Günter Trunz vom ADAC in Dortmund gab zu bedenken, dass der Konsum von Drogen oft noch Tage danach nachweisbar sei. Ganz im Gegensatz zu Alkohol, der im Körper schneller abgebaut werde.