Berlin. Fußballvereine sollen die Hälfte der Kosten für Polizeieinsätze bei Ligaspielen mittragen. Das verlangt der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft Rainer Wendt. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich fordert zudem ein konsequentes Durchgreifen bei der Pyrotechnk.
Der Schutz der Fußballstadien verschlingt laut Berechnungen der Deutschen Polizeigewerkschaft pro Saison rund 100 Millionen Euro Steuergeld. Aufgrund der relativ hohen Ausgaben verlangt DPolG-Chef Rainer Wendt eine finanzielle Beteiligung des Deutschen Fußballverbands und der Deutschen Fußball-Liga.
"Wir halten es durchaus für angemessen, dass rund die Hälfte der Polizeikosten nicht dem Steuerzahler, sondern den Verbänden auferlegt werden", sagte der DPolG-Vorsitzende Rainer Wendt der Nachrichtenagentur dapd.
Zudem warnte Wendt vor einem gravierenden Sicherheitsrisiko. So sei die Polizei inzwischen an ihrer "absoluten Kapazitätsgrenze" angekommen. "Wenn wir noch mehr Polizisten für den Fußball abziehen müssen, kann das dramatische Folgen für die Sicherheitslage im Land haben", sagte Wendt.
Allein bei den neun Spielen pro Wochenende in der Ersten Bundesliga würden mindestens 2000 Beamte bundesweit eingesetzt. "Es darf in keiner Ecke Deutschlands während dieser Zeit andere außergewöhnliche Sicherheitsstörungen geben, da wir keine weiteren Reserven haben", sagte Wendt.
Gewalt in Stadien nimmt zu
In der vergangenen Spielzeit hatte es zahlreiche Vorfälle in Stadien im Zusammenhang mit Gewalt und der verbotenen Verwendung von Pyrotechnik gegeben. In der Saison 2010/11 wurden bei Spielen der vier höchsten deutschen Ligen insgesamt 1223 Personen verletzt, darunter auch zahlreiche Polizisten.
Nach dapd-Informationen stellen Sicherheitsexperten eine Steigerung der Aggressivität von Fans fest, vor allem bei Anhängern von sogenannten Ultra-Gruppen. Mit Besorgnis beobachtet man offenkundig auch den steigenden Einfluss dieser Kräfte in den Gremien einiger Vereine.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) verlangte, bei Grenzüberschreitungen von Fans "konsequent" durchzugreifen. "Bei der hochgefährlichen Pyrotechnik erwarte ich zum Beispiel ganz klar von den Vereinen, dass sie das eindeutige Verbot mittragen und im Stadion durchsetzen", sagte Friedrich.
Laut DPolG stellt die Polizei pro Austragung in der Ersten Bundesliga durchschnittlich 200 bis 300 Beamte ab, bei Spielen der zweiten und dritten Liga sind es rund 50 bis 100 Polizisten pro Stadion. "Bei 'Risikospielen' liegt der Kräfteansatz fast doppelt so hoch", sagte Wendt. (dapd)