Berlin.. Der Oberrabbiner des Staates Israel, Yona Metzger, hält die Beschneidung von Jungen für nicht verhandelbar. Beschneider könnten aber künftig in Deutschland von Ärzten ausgebildet werden. Die Anti-Beschneidungs-Debatte in Deutschland habe ihn „besorgt gemacht“, so Metzger.

Die traditionelle Form der Beschneidung von Jungen ist nach den Worten des Oberrabbiners des Staates Israel, Yona Metzger, Kernbestand der jüdischen Religion und damit nicht verhandelbar.

Das Judentum kenne 613 Gebote. „Wir haben sie vom Himmel bekommen“, sagt Metzger, „von Moses.“ Zumindest ein Gebot, die Beschneidung, will Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) ganz irdisch regeln – per Gesetz.

Oberrabbiner Metzger warnte in Berlin: „Von uns zu fordern, dieses Gebot zu ändern, heißt, unsere Religion zu verändern.“ Man könne ebenso wenig von einem katholischen Pfarrer verlangen, Weihnachten zu verschieben, um es im Sommer in kurzen Hosen am Meer zu feiern.

Der Religionsgelehrte besteht auf der Beschneidung aller jüdischen Jungen: Acht Tage nach Geburt und nur in Ausnahmefällen später, ohne Narkose und von einem Mohel erledigt. Das ist ein Beschneider. Ein Arzt würde dem Brauch widersprechen. Zehn Mohel gibt es in Deutschland. Sie studierten die Religion in Israel und machten ein Praktikum.

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Nun schlug Metzger vor, dass künftig deutsche Ärzte sie ausbilden sollen. Fortbildung, Zertifikat, ein neuer Lehrberuf – an der Bürokratie soll es nicht scheitern. Für die Kompromiss-Idee ist er von Israel nach Deutschland gereist, hat zwei Tage lang mit der Ministerin und anderen Politikern diskutiert. Metzger ist die höchste Autorität der aus Mittel- und Osteuropa stammenden Juden.

Neues Gesetz soll Rechtssicherheit bringen

Als das Landgericht Köln im Mai die Beschneidung als Körperverletzung verurteilte, da reagierte die Ministerin rein juristisch. Für sie war es nur eine Einzelfallentscheidung. Nach langer öffentlicher Debatte, nach Protesten von Ärzten, aber auch einem Aufruf des Parlaments für die Beschneidung ist Leutheusser-Schnarrenberger klar: Sie muss ein Gesetz vorlegen, schon um wieder Rechtssicherheit herzustellen.

Die Debatte in Deutschland habe ihn „besorgt gemacht“, so Metzger. Er hält dagegen, dass 95 Prozent der Israelis beschnitten sind. Schmerz, Trauma? „Kein Jude in Israel hat wegen der Beschneidung ein Trauma erlitten“, antwortete er. Mitunter hilft man mit einem „Tropfen süßen Wein“, einer Salbe oder Spray nach – so viel Betäubung ist in Ordnung. Aber eine Spritze würde dem Knaben mehr Schmerz zufügen als der Schnitt. Und die Religion schreibt vor: Es müsse auf natürlichem Weg erfolgen.