Washington. . Der „Waverider“ soll mit siebenfacher Schallgeschwindigkeit fliegen – 7700 Kilometer pro Stunde. Modelle wie die X-51 A könnten die Distanz zwischen Frankfurt und Tokio in zwei Stunden zurücklegen. Und zur ersten globalen Waffenplattform werden. Doch jetzt ist erneut ein Test der US-Luftwaffe gescheitert.

Die Vision vom hyperschnellen Passagierjet, der bis zum Jahr 2050 zahlungskräftige Reisende in zwei Stunden von Paris nach Tokio katapultieren soll, hat einen schweren Dämpfer erlitten; vielleicht sogar einen endgültigen. Wie die US-Luftwaffe am gestrigen Abend mitteilte, ist ein ehrgeiziges Experiment, das sich am Dienstag über dem Pazifik nahe Los Angeles abgespielt hat, erneut fehlgeschlagen.

Die Forschungsagentur des US-Verteidigungsministeriums Pentagon hatte einen unbemannten Minijet auf einen fünfminütigen Testflug schicken wollen. Die X-51 A, in der Fachszene unter dem Begriff „Waverider“ (Wellenreiter) bekannt, sollte dabei in der Spitze bis zu Mach 7 erreichen. Das entspräche 7700 Kilometer pro Stunde, sieben Mal schneller als der Schall.

Von London nach New York in einer Stunde

Die Route London-New York ließe sich, den Fortschritts-Optimismus der Hersteller auf den zivilen Luftverkehr übertragen, so in einer knappen Stunde bewältigen; von Frankfurt nach Tokio wären es der Zukunftsvision zufolge nur noch zwei Stunden. Doch zunächst dominieren die militärischen Ziele des Projekts: Die US-Luftwaffe will, falls nötig, künftig mit Affenzahn an jedem Ort der Welt eingreifen können.

Auf 15 Kilometer Höhe wird der unbemannte Mini-Jet vom B-52-Bomber ausgeklinkt.
Auf 15 Kilometer Höhe wird der unbemannte Mini-Jet vom B-52-Bomber ausgeklinkt.

Daraus wird auf Sicht nichts. Die zivile Nutzung der zwischen Rakete und Düsenjet angesiedelten Technik bleibt Zukunftsmusik. Laut Drehbuch sollte der rund acht Meter lange, an ein flaches Bügeleisen erinnernde Flugkörper zunächst von einem B-52-Bomber auf 15 Kilometer Höhe gehievt und dort ausgeklinkt werden. Ab dort übernimmt eine Träger-Rakete, auf der X-51 A montiert ist, die nächste Etappe bis auf zirka 30 Kilometer Höhe.

Dort trennt sich das futuristische Gerät eigenständig ab und rast auf seinem eigenen luftatmenden Raketentriebwerk für wenige Minuten Richtung Endgeschwindigkeit. Endstation nach Plan: der Pazifik. Denn der „Waverider“ ist nicht wiederverwendbar.

Nach 16 Sekunden war Test schon wieder vorbei

Laut US-Air-Force hat beim erneuten Versuch bis kurz nach Zündung des Raketenantriebs auch alles geklappt – nach 16 Sekunden habe aber das Kontrollruder versagt. Kurz darauf sei der „Wellenreiter“ außer Kontrolle geraten und ungeplant über dem Pazifik verschwunden.

Der unbemannte Mini-Jet wird an einem B-52-Bomber befestigt.
Der unbemannte Mini-Jet wird an einem B-52-Bomber befestigt.

Es war nach 2010 und 2011 bereits der dritte Testflug des neuen Jets, der scheiterte. An dem Projekt, dessen Entwicklungskosten auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt werden, ist neben dem Turbinen-Hersteller Pratt & Whitney und der Weltraum-Agentur Nasa auch der Flugzeugbauer Boeing beteiligt.

Ein derartiger Bomber mit mehrfachem Überschalltempo würde nach kritischer Einschätzung des UN-Instituts für Abrüstungsforschung in Genf allerdings das Tor zu „globalen Waffenplattformen öffnen“.