Berlin. Nach der Kritik an den neuen Studienabschlüssen hat sich nun die Bundesbildungsministerin zu Wort gemeldet. Annette Schavan verteidigt die Bologna-Reform: Sie hätte mehr internationale Kooperationen und größeren Praxisbezug gebracht. Unmut gibt es indes über die Umsetzung an deutschen Hochschulen.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat Kritik an der Umstellung auf die kürzeren Bachelor-Studiengänge zurückgewiesen. "Die Zahlen sprechen eine andere Sprache", sagte Schavan am Mittwoch im ARD-"Morgenmagazin".
Damit widersprach sie der Kritik etwa an der Mobilität der Studenten in den neuen Studiengängen. Laut Schavan gingen doppelt so viele Studenten ins Ausland. Es gebe mehr internationale Kooperationen und auch einen größeren Praxisbezug.
Schavan möchte mehr über das Gelingen der Reform sprechen
Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Horst Hippler, hatte zuvor eine kritische Bilanz der Umstellung auf die kürzeren Bachelor- und Master-Studiengänge vor zehn Jahren gezogen. Er kritisierte unter anderem den Ansatz, Studenten immer schneller durch das Studium bringen zu wollen. Zudem beklagte er in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" grundsätzlich, dass eine Universität mehr leisten müsse als Ausbildung, nämlich Bildung.
Auch Schavan hob hervor, es gehe nicht nur um Fachwissen, sondern auch um Bildung. "Denn der klassische Satz heißt: Bildung durch Wissenschaft", sagte die Ministerin. Viele gute Beispiele zeigten, dass dies gelinge. "Deshalb sollten wir über das Gelingen sprechen. Und da, wo es noch nicht gelingt, besser werden", sagte Schavan.
Auch NRW-Wissenschaftsministerin Schulze lobt den Bachelor
Die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) wies Kritik am Bachelor-Abschluss ebenfalls zurück. "Der Bachelor ist ein vollwertiger Hochschulabschluss, den man nicht kleinreden sollte", sagte Schulze den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe. Die Akzeptanz in den Unternehmen sei groß, sonst läge die Arbeitslosigkeit bei Bachelor-Absolventen nicht bei weniger als drei Prozent.
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Die Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge geht auf die im Jahr 1999 unterzeichnete Bologna-Erklärung zurück. Darin verständigten sich europäische Staaten, einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen. Dafür soll es vergleichbare Abschlüsse und eine höhere Mobilität der Studenten geben.
Kritik gibt es auch an deutschen Hochschulen
Der Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz, Dieter Lenzen, kritisierte die Umsetzung der Bologna-Reform an deutschen Hochschulen. "Deutschland hat es übertrieben - wie so häufig - bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses und ein bürokratisches Monster entstehen lassen", sagte Lenzen im Deutschlandradio Kultur.
Die Reform schreibe beispielsweise nicht vor, dass ein Bachelor-Studium nur sechs Semester zu dauern habe. In Deutschland sei dies jedoch an den Universitäten die Regel. Daran müsse sich langfristig etwas ändern.
In Deutschland wurde die Hochschulreform mit Einführung der Bachelor- und Masterabschlüsse im Jahr 2002 auf den Weg gebracht. Der Bachelor soll in der Regel nach drei Jahren abgeschlossen werden. Darauf baut der ein- bis zweijährige Master-Studiengang auf. (afp)