Köln. Die aktuelle Debatte über Beschneidungen sorgt für mehr Schaden als Beschneidungen selbst. Das behauptet der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann. In einer Talkshow rief er zu Toleranz gegenüber religiösen Beschneidungen auf.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, betrachtet die Zulassung von Beschneidungen als Toleranztest für Deutschland. "Es wird sich zeigen, wie viel an Fremdem wir als Gesellschaft bereit sind anzunehmen", sagte Graumann am Dienstag in der ARD-Sendung "Menschen bei Maischberger".
Das Kölner Landgericht hatte Ende Juni die Vorhautbeschneidung von Jungen aus religiösen Gründen als strafbare Körperverletzung gewertet. Juden gilt die Beschneidung acht Tage nach der Geburt als Zeichen ihres Bundes mit Gott.
Graumann kritisierte: "Die jetzige Debatte ist viel schädlicher als alle Beschneidungen." Er lehnte den Vorschlag ab, Jugendliche sollten frühestens mit 14 Jahren selbst entscheiden, ob sie sich beschneiden lassen. "Wir haben da keine Verhandlungsmacht. Man legt im Christentum ja auch keinen Karfreitag auf einen Dienstag oder feiert Weihnachten im Sommer, weil es dann wärmer ist", sagte er. (dapd)