Essen. Soll Deutschland für die Schulden Griechenlands zahlen? Sigmar Gabriels Vorschlag lässt die Gemüter hochkochen. Unter unseren Lesern findet Gabriels Vorschlag Annerkennung. Allerdings finden immer mehr Nutzer, dass die Politik die Bürger nicht ausreichend an wichtigen Entscheidungen beteiligt.

Wollte man die Schulden der Euroländer vergemeinschaften, dann wäre eine Verfassungsänderung von Nöten, die allerdings nur durch eine Volksabstimmung zu legitimieren wäre. Damit möchte Sigmar Gabriel eine Alternative zur bisherigen Europapolitik bieten. Dieser Vorschlag trifft seitens der Union auf wenig Zustimmung. Unsere Leser sehen die Sachlage ein wenig differenzierter und ziehen die Vergemeinschaftung der Schulden einem möglichen Totalausfall vor.

Ein „dummes sachunkundiges Volk“?

Für Hugo60 führt kein Weg an einer Haftungsunion vorbei: „[…]es gibt zwei Alternativen: Totalverlust durch den Zusammenbruch der Euro-Zone oder eine Haftungsvergemeinschaftung. Nur Idioten wählen Ersteres.“Aber das müsse man einem „dummen sachunkundigen Volk“ erst einmal vermitteln.

Befürworter der Haftungsunion sehen in ihr eine Möglichkeit, dem Teufelskreislauf zu entkommen, denn die Südländer seien keine Täter, sondern lediglich Opfer der Finanzmärkte. Auch wkah kommentiert: „Es glauben anscheinend immer noch einige, die Schuldenkrise liege daran, dass ein Italiener oder Franzose mit 60 in die Rente geht.“ Die Situation des Euros sei einfach komplexer. So wären die Rettungsversuche der Bundesrepublik keine Nächstenliebe, sondern reiner Eigennutz.

Droht eine krachende Niederlage?

Doch diese Meinung teilen bei weitem nicht Alle. Und so wartet auch die Gegenseite mit stichhaltigen Argumenten auf:„Eine vollkommene Utopie, “ meint joerge, „Niemals werden alle Eu-Staaten unter einen Hut zu bekommen sein […] Nicht ohne Grund haben bisher alle Regierungen in Deutschland eine Volksabstimmung zum Thema Euro abgelehnt.“ Er prognostiziert eine „krachende Niederlage“.

Prorevier macht aus seiner geringen Wertschätzung für den hält Gabriel schlicht weg für „zu inkompetent für eine eigene Meinung.“

Während so mancher User deswegen dem Glauben verfällt, die SPD müsse sich angesichts solcher Äußerungen ihres Vorsitzenden recht wohl in der Opposition fühlen, hat pucky2 zumindest die Wurzel des Übels ausgemacht: „Griechenland hat das Geld einfach verprasst und Italien musste schließlich auch noch die Mafia mit durchfüttern.“

Transparenz statt Kungelei

Was jedoch Verfechter und Gegner von Gabriels jüngster Idee eint, ist der Wunsch nach einem baldigen Ende der Krise, Transparenz und Ehrlichkeit. Rally 8 möchte schlicht weg „Politiker, die in der Euro-Krise noch die Übersicht haben und uns herausführen.“ Und auch JanundPitt fasst die Lage mit „dem Bürger bleibt nur Verwirrung, vollständiger Vertrauensverlust und Politikverdrossenheit.“ zusammen. Denn niemand könne garantieren, die Bevölkerung relativ unbeschadet aus der Krise herauszuholen, weil sie alle zusammen hilflos im Nebel stocherten.

Egal also ob pro oder kontra: Hinter den meisten Meinungen steht auch der Wunsch nach kompetenter Aufklärung. Der Wunsch, die Partizipation der Bevölkerung möge wieder das Gerüst unserer Demokratie sein und nicht nur Randerscheinung im Kampf um den vermeintlich besseren Weg.