Damaskus. Die Rebellen in der syrischen Stadt Aleppo haben offenbar wieder an Boden gewonnen. Wie die Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet, haben sich die Gefechte auf weite Teile der Stadt ausgedehnt. Die US-Regierung spricht schon vom bröckelnden Assad-Regime, sollte Aleppo verloren gehen.

Die Rebellen in der syrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo haben offenbar wieder an Boden gewonnen. Trotz der seit zwei Wochen andauernden Angriffe durch Kampfflugzeuge, Hubschrauber und Artilleriegeschütze der Regierungstruppen näherten sich die Kämpfe immer mehr dem Zentrum der Stadt, sagte der örtliche Aktivist Tamam Hasem. In den nahe gelegenen Bezirken Bab Dschnein and Sabi Bahrat sei es am Dienstag zu schweren Kämpfen gekommen. Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, dass die Gefechte sich auf weitere Teile der Stadt ausgedehnt hätten.

Sollten die Truppen von Präsident Baschar Assad die Kontrolle über Aleppo verlieren wäre das ein weiterer schwerer Schlag für das Regime, das für den Westen nach der Flucht des Ministerpräsidenten Riad Hidschab bereits angezählt ist. Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, sagte, das Assad-Regime zerbröckle von innen. Der französische Außenminister Laurent Fabius erklärte, die Flucht Hidschabs sei ein Zeichen dafür, dass das Regime wegen "seiner Wahl der bewaffneten Gewalt" Unterstützung verliere.

Syrische Rebellen glauben Geiseln seien Spione

Unterdessen rief die Entführung von 48 Iranern durch syrische Rebellen auch die Regierung in Teheran - einen der letzten Verbündeten der Assad-Regierung - auf den Plan. Das iranische Außenministerium bestellte am Montagabend den Schweizer Gesandten ein, der in Teheran auch die Interessen der USA vertritt. Diesem sei mitgeteilt worden, dass der Iran die USA für die Entführung verantwortlich mache und das Land seinen Einfluss geltend machen sollte, um die Geiseln zu befreien.

Die Rebellen hatten die Iraner am Wochenende gefangen genommen. Laut einem Vertreter der Freien Syrischen Armee handelt es sich bei den Geiseln um Spione. Amtliche syrische und iranische Medien sprachen dagegen von schiitischen Pilgern, die einen Schrein in der Hauptstadt besuchen wollten. Medienberichten zufolge kamen mindestens drei der Geiseln in der Nacht auf Dienstag bei einem Luftangriff der Regierungstruppen ums Leben.

In dem Fall wurde auch Außenminister Ali Akbar Salehi in die Türkei entsandt und sollte dort noch am Dienstag mit seinem türkischen Kollegen Ahmet Davutoglu zusammentreffen. Ankara gilt als wichtiger Unterstützer der Rebellen.

Syrisches Staatsfernsehen zeigt Aufnahmen von Assad

Das syrische Staatsfernsehen hat am Dienstag Bilder eines Treffens von Präsident Baschar al-Assad mit dem iranischen Gesandten Said Dschalili gezeigt. Es waren die ersten Filmaufnahmen von Assad seit dem 22. Juli. Assad und Dschalili hätten über die beiderseitigen Beziehungen sowie die Lage in der Region gesprochen, hieß es in dem TV-Bericht.

Dschalili ist der Beauftragte des geistlichen Oberhaupts des Iran, Ayatollah Ali Chamenei. Der Iran ist der wichtigste regionale Verbündete der syrischen Führung, die durch den bewaffneten Aufstand zusehends in Bedrängnis gerät.

Waffenlieferungen an syrische Aufständische sorgen für Unsicherheit

Dschalili hielt sich vor seiner Reise nach Damaskus im Libanon auf. Dort sagte er, für den Konflikt in Syrien müsse "nach demokratischen Regeln" und "nicht mit Waffenlieferungen und Blutvergießen" eine Lösung gefunden werden. Er warf den USA vor, durch Waffenlieferungen an die syrischen Aufständischen in der Region für "Unsicherheit" zu sorgen.

Zuletzt hatte das syrischen Staatsfernsehen Assad beim Antritt des neuen Generalstabschefs gezeigt. Damals empfing er General Ali Ajub, der vor dem Staatschef seinen Amtseid ablegte. (afp/dapd)