Hamburg. Fast zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau Loki erzählt der 93-jährige Helmut Schmidt von seiner neuen Lebensgefährtin. Auch die Altkanzler Willy Brandt, Helmut Kohl und der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog fanden im Alter neue Partnerinnen.
„Du musst uns helfen, damit aus dem abendlichen Alleinsein in Langenhorn nicht Einsamkeit wird“, sagte Henning Voscherau, einer der ältesten Freunde von Helmut Schmidt.
Das war am 1. November 2010 im Hamburger Michel. Vor dem Altbundeskanzler stand ein heller, mit bunten Blumen geschmückter Eichensarg. Im Dom der Hansestadt nahm er von Loki Abschied, die am 21. Oktober gestorben war. Beide waren 68 Jahre verheiratet.
Jetzt, eineinhalb Jahre später, ist Helmut Schmidt irgendwie auf die Bitte Voscheraus und anderer Freunde eingegangen. Er hat die Einsamkeit nicht an sich herangelassen. Zwei Tage nach der Beisetzung saß er wieder am Schreibtisch. Er lenkte sich ab durch Arbeit, neue Bücher, durch Auftritte vor vollbesetzten Sälen und in TV-Talks in Zeiten der Finanzkrise.
"Beinahe täglich denke ich an sie"
Im Leben des 93-Jährigen gibt es aber auch wieder eine Frau, eine „Lebensgefährtin“, wie er dem „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo bestätigte. Im Magazin der Wochenzeitung hat der Krisen-Kanzler der 70er-Jahre sein Deutschland in einer knappen Interview-Passage informiert. „Gibt es außer Loki einen Menschen, an den Sie beinahe täglich denken?“, fragt di Lorenzo. „Beinahe täglich denke ich an meine Freundin Ruth Loah“, sagt Schmidt. Di Lorenzo: „Bei ihr haben Sie nach Lokis Tod Halt gefunden: Ist sie ihre neue Lebensgefährtin?“. „Ja“, sagt Schmidt.
Nicht selten haben große Staatsmänner im späten Alter ein neues privates Glück gefunden.
Willy Brandt und die jüngere Brigitte Seebacher kamen zusammen, als Seebacher für den Geschiedenen die Zuarbeit zu Büchern der Nach-Kanzler-Ära erledigte.
Helmut Kohl ist mit Maike Richter verheiratet. Sie half ihm dabei, die Bände seiner Erinnerungen zu schreiben. Langjährige Mitarbeiter Kohls wie sein Fahrer „Eki“ Seeber, aber auch seine Söhne haben sich in der letzten Zeit beklagt, durch Maike Richter jeden Zugang zu ihrem Vater und dem ehemaligen Chef verloren zu haben.
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Altbundespräsident Roman Herzog hat ein knappes Jahr nach dem Tod seiner Frau erneut „Ja“ gesagt. Herzog und Alexandra Freifrau von Berlichingen sind jetzt seit zehn Jahren ein Ehepaar. Sie kannte ihn und seine verstorbene Frau Christiane seit 1994.
Ruth Loah und Helmut Schmidt kennen sich seit 1955
Eine viel längere Bekanntschaft gab es zwischen Helmut Schmidt und Ruth Loah. Sie traf den späteren Kanzler und seine Frau Loki schon 1955 und wurde seine Mitarbeiterin. Nach dem Ende der Kanzlerschaft 1982 folgte sie ihm die Redaktion der „Zeit“, wo er die Herausgeber-Rolle übernommen hatte. Was noch über die dreizehn Jahre jüngere zu erfahren ist? Einiges aus der Vergangenheit. In einem Buch des Berliner Siedler-Verlags, das die Schmidts gemeinsam 1998 herausgegeben haben, erzählt Ruth Loah von den „Kinderszenen im Kriege“. Sieben Autoren mit unterschiedlichen Schicksalen berichten in „Kindheit und Jugend unter Hitler“ aus ihrem Leben.
Helmut Schmidt tut dies in dem „Zeit“-Interview auch – und über die Bestätigung der neuen Beziehung hinaus. Dass er zum Teil jüdische Vorfahren gehabt habe. „Mein Vater war ein so genannter Halbjude. Ich war ein so genannter Vierteljude. Das ist der Wortgebrauch, den die Nazis eingeführt haben“.
Helmut Schmidt hat nicht nur private Pläne
Und er offenbart, dass er und Loki mit Lilli Palmer, der Schauspielerin, befreundet waren. „War Lilli Palmer eine Frau zum Verlieben?“, fragt Giovanni di Lorenzo. „Ja“, sagt Schmidt, „aber ich habe mich nicht verliebt“.
Helmut Schmidts Zukunftspläne sind nicht nur privater Natur. Im November findet der Wirtschaftsgipfel „Hamburg Summit“ statt. Der Altkanzler ist einer der Schlüssel-Redner. Henning Voscherau wird das gut finden.