Washington. . Ist Batman ein Wahlhelfer von Barack Obama? Pünktlich zum Kino-Erfolg von „The Dark Knight Rises“ greifen Verschwörungstheoretiker den Film an. Nur eine von vielen absurden Blüten des US-Wahlkampfes. Da watschen sich die Republikaner auch schon mal untereinander ab.

Verschwörungstheoretiker, liebenswürdig irregeleitete wie gefährlich boshafte, haben in Amerika seit Ewigkeiten ein festes Zuhause. Gerade in Wahlkampfzeiten gebären manche Köpfe besonders Erstaunliches. Dass an einem Tag drei noch dazu prominente Vertreter mit ihren Schauermärchen landesweite Schlagzeilen schreiben, ist gleichwohl selten.

Der Reihe nach: Rush Limbaugh, millionenschwer bezahlter Rechtsausleger und einflussreichster Moderator des nachmittäglichen Rüpel-Radios, wartete am Mittwoch mit einer besonderen Deutung des nagelneuen Batman-Films „The Dark Knight Rises“ auf. In dem Hollywood-Streifen bekommt es Batman mit einem fiesen Kontrahenten namens „Bane“ zu tun.

Batman als Wahlhelfer für Obama, der gegen „Bane“ oder „Bain“ kämpft

Ausgesprochen klingt „Bane“ (etwa: "Bä-in“) wie "Bain", jene Investmentfirma, die der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney leitete. Und der er seinen mangels öffentlich einsehbarer Steuernachweise zusehends umstrittenen Kontostand von rund 250 Millionen Dollar verdankt.

Dass die "The Dark Knight Rises"-Regisseure aus dem latent Obama-freundlichen Hollywood den Film-Bösewicht „Bane“ nannten, suggerierte Limbaugh in seiner Sendung penetrant, sei alles andere als ein Zufall – sondern gezielte Stimmungsmache. Lanciert wahrscheinlich von sinistren Gestalten und Obama-Anhängern.

Batman-Schurke "Bane" gibt es nicht erst seit „The Dark Knight Rises“

Um Romney zu beschädigen: „Der Film kriegt eine Menge Zuschauer. Da sind sicher auch Hirntote dabei, die sich nur berieseln lassen wollen. Aber auch die hören dann Bane im Film und verbinden das mit Bain.“ Und wählen deshalb Obama?

Dass „Bane“-Erschaffer Chuck Dixon, ein renommierter Comic-Autor, die Figur im „Batman“-Ensemble bereits Anfang der 90er Jahre erschuf, lange vor Romneys Geschäftsaufnahme bei Bain-Capital, lässt Limbaugh, dem täglich über 100 Millionen Menschen zuhören, unerwähnt.

Rassistischer Sheriff zweifelt Obamas Geburtsurkunde an 

Das Weglassen von Fakten hat auch der nach eigenen Worten „härteste Sheriff der USA“ zu einer bizarren Kunst entwickelt. Joseph „Joe“ Arpaio, Ordnungshüter aus Maricopa County in Arizona, muss sich seit langem mit Beschwerden und Klagen der Regierung in Washington und großer Bürgerrechts-Organisationen herumschlagen. Der Grund: Der 80-Jährige verletzt aus Sicht des Justizministerium „systematisch verfassungsmäßige Rechte“ bestimmter Bürger.

Im Klartext: Arpaio lässt seine Streifen-Polizisten oft Menschen „auf Grundlage von Rasse, Hautfarbe oder nationaler Herkunft anhalten und inhaftieren“. Vor allem Latinos. Und Schwarze. Schwarz ist bekanntlich auch der Präsident der Vereinigten Staaten. Arpaios Erzfeind.

Seit gut drei Jahren steht der Sheriff an der Spitze der so genannten „Birther“-Bewegung. Zeitgenossen, die davon überzeugt sind, dass Barack Obama kein echter Amerikaner ist, sondern ein „Kommunist aus Kenia, der uns alle ins Verderben stürzen wird“.

Obama wurde laut Urkunde auf Hawaii geboren

Joseph „Joe“ Arpaio
Joseph „Joe“ Arpaio

Die US-Verfassung schreibt vor, dass ausschließlich Amerikaner Präsident werden dürfen, die auch in den USA geboren sind. Obwohl dutzendfach von allen zuständigen offiziellen Stellen widerlegt, hält Arpaio eisern an der These fest, dass Obamas Geburtsurkunde vom 4. August 1961 (19.24 Uhr, Kapi'olani Hospital, Honolulu, Hawaii) gefälscht ist.

Diesmal stützte Arpaio in einer landesweit registrierten Pressekonferenz seine Anschuldigungen auf die nebulösen Aussagen eines ehemaligen Standesbeamten auf Hawaii. Was der 95-Jährige den von Arpaio gesteuerten Detektiven erzählt hat, bezeichnete der Generalstaatsanwalt der Inselgruppe einmal mehr als „unwahr“.

Wie John McCain seine Mit-Republikanerin Michele Bachmann eiskalt abwatscht 

Unwahr. Dieses Wort nahm auch der ehemalige Präsidentschaftskandidat der Republikaner, John McCain, am Mittwoch mehrfach in den Mund, um auf dem heiligen Parkett des US-Senats eine andere republikanische Präsidentschaftskandidatin öffentlich so gnadenlos in den Senkel zu stellen, wie man es wohl noch nie in Washington erlebt hat.

Michele Bachmann, erzkonservative Kongressabgeordnete aus Minnesota und vor Monaten noch innerparteiliche Konkurrentin von Mitt Romney um die Präsidentschaftskandidatur, wähnt die US-Regierung von islamistischen Extremisten unterwandert. In einem von ihr autorisierten Brief, den vier weitere der radikalen „Tea Party“-Bewegung nahestehende Abgeordnete unterzeichnet haben, fordert Bachman das Weiße Haus ernsthaft auf zu untersuchen, ob die ägyptische Muslim-Bruderschaft einen Spion in der US-Regierung hat.

Heftige Verdächtigungen sind für McCain unbegründet und substanzlos

Bachman überzieht dabei konkret Huma Abedin (37), Stabschefin von Außenministerin Hillary Clinton, mit Verdächtigungen, die sie sich bei einem ultrarechtsradikalen Thinktank der Republikaner ausgeliehen hat. Danach gebe es Kräfte in Regierungskreisen, die das islamische Rechtssystem der Scharia in Amerika etablieren wollten.

McCain, Vietnam-Veteran und führende Stimme seiner Partei in Fragen der Inneren Sicherheit, beinhart in der politischen Kontroverse, aber stets fair, platzte vor laufender Kamera die Hutschnur. Die „hässlichen, rufschädigenden Anschuldigungen“ gegen Frau Abedin, die eine „loyale, hingebungsvolle und genuin patriotische Staatsdienerin ist“, seien „völlig unbegründet und substanzlos“.

Tenor: und somit unamerikanisch. Von Frau Bachmann war danach nichts mehr zu sehen und zu hören.