Köln.. Das Multimillionen-Dollar-Spektakel “Batman live“ um den dunklen Ritter im Fledermausgewand und seine Widersacher gerät zur seichten Tanz-Revue. Seit Mittwoch Abend ist es in der Kölner Lanxess-Arena zu sehen. Warum es trotzdem nicht sehenswert ist.
Wenn Batman sich durch eine bunte Las-Vegas-Revue prügelt, dazu Bodenturner und Hochseilartisten wild durcheinanderwirbeln, während im Hintergrund die riesige LED-Wand psychedelische Salven in die Arena feuert, dann ist man bei „Batman live“ gelandet. Am Mittwochabend feierte das bunte Action-Spektakel seine NRW-Premiere in der Kölner Lanxess-Arena. In zwei Akten wird erzählt, wie Batman zu seinem Partner Robin kommt. Und weil das allein noch keine richtige Superheldenstory hergibt, muss natürlich der Joker, einer von Batmans zahlreichen Erzfeinden, herhalten, damit es am Ende einen zünftigen Showdown geben kann.
Stich ins Herz echter Batman-Fans
Rund zweieinhalb Jahre an Planung und mehrere Millionen Dollar hat die Realisation dieser Show-Produktion verschlungen – viel Geld, mit dem man etwas Großartiges auf die Beine hätte stellen können. Doch was am Ende dabei herausgekommen ist, dürfte ein Stich ins Herz eines jeden eingefleischten Batman-Fans sein.
Das beginnt bereits mit der Herangehensweise an das komplexe Sujet: Wer die Comics nicht kennt, versteht nur die Hälfte. Warum der Millionär Bruce Wayne Nacht für Nacht den schwarzen Fledermausdress überzieht und auf Verbrecherjagd geht, soll eine wenige Sekunden andauernde Sequenz zu Beginn erklären. Namen werden wahllos in den Raum geworfen, vermutlich um die zahllosen Comic-Fans zu erfreuen. Da wird hier beiläufig die Reporterin Vicky Vale (Batmans Flamme) erwähnt, und eigentlich vielversprechende Schurken wie Riddler, Pinguin oder Scarecrow wirken ohne eine Einführung der Figuren wie Verbrecher in komischen Anzügen, die irgendwie komisch reden. Ein weiterer Nagel in den Sarg des dunklen Ritters sind die Dialoge. Die amerikanischen Schauspieler sprechen auf der Bühne sichtbar den englischen Text mit, während aus den Boxen die deutschen Stimmen dröhnen. „Batman live“ als Vollplaybacktheater zu inszenieren, war sicherlich keine dumme Idee, führt allerdings in der Ausführung unweigerlich zu der Frage: Wären bei dem Budget nicht wenigstens anständige und weniger enervierende Synchronsprecher drin gewesen?
"Batman live" strebt nach Las Vegas - und verfehlt damit das Thema der Comics
Mit Kreativdirektor Anthony van Laast wurde ein Musical-Veteran ausgesucht, der in Las Vegas mit Siegfried & Roy arbeitete und Produktionen wie „Joseph“, „Mamma Mia“ oder „Jesus Christ Superstar“ inszeniert hat. Und genau daran krankt „Batman live“: Die Show schreit in jedem Moment laut „Las Vegaaaas“ heraus, kommt mit viel Zuckerguss daher und verfehlt dabei den Grundgedanken der Batman-Comics ungefähr so weit wie seinerzeit Regisseur Joel Schumacher mit seinen zwei Verfilmungen. Nichtsdestotrotz dürften Kinder an dem pompösen Bühnenbild, den zahlreichen akrobatischen Einlagen und der bunten Videoleinwand ihre Freude haben, schließlich ist „Batman live“ für die ganze Familie konzipiert. Wer allerdings den geerdeten Realismus der Christopher-Nolan-Filme erwartet, sollte besser bis Juli warten, bis „The Dark Knight Rises“ ins Kino kommt.