Damaskus/Kairo. . Der Selbstmordattentäter hat es bis ins Zentrum der Macht geschafft, in das bei den Rebellen verhasste Gebäude der Staatsicherheit in Damaskus. Dort zündet er am Mittwoch, zwölf Jahre und einen Tag nach dem Amtsantritt von Präsident Baschar al-Assad, seinen Sprengstoffgürtel. Tödlich getroffen werden Assads Verteidigungsminister, Daud Radschha, und sein Stellvertreter Assef Schaukat, der Schwager des Präsidenten.

Das blutige Finale in Syrien hat begonnen. Nach dem spektakulären Bombenanschlag auf den innersten Führungszirkel von Präsident Bashar al-Assad gerät die Lage immer mehr außer Kontrolle. Wie das staatliche Fernsehen meldete, wurden Verteidigungsminister Daoud Radschha und der Schwager Assads, Assef Schaukat, getötet. Beide zählten zu den wichtigsten Militärplanern des Regimes im Kampf gegen die Aufständischen.

Der Sprengsatz explodierte bei einem Spitzentreffen von Ministern und Vertretern der Sicherheitskräfte, erklärte der TV-Sprecher und bezichtigte „Terroristen“ der Tat. Für viele Stunden stand eine hohe Rauchsäule über dem Explosionsort, der Nationalen Sicherheitsbehörde, die 500 Meter von der amerikanischen Botschaft entfernt ist.

Zweiter Bombenanschlag auf Eliteeinheit

Zahlreiche weitere Mitglieder der Konferenz, darunter der Chef der Staatssicherheit, wurden verletzt. Ein weiterer Bombenanschlag soll der Kommandozentrale der Vierten Division gegolten haben, einer Eliteeinheit des Regimes, die von Assads Bruder Maher kommandiert werden. Hier gab es zunächst keine Informationen über mögliche Opfer.

Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, erlag Assads Schwager Assef Shawqat im Krankenhaus seinen Verletzungen. Der Vize-Verteidigungsminister war seit 1995 mit der Schwester Bushra des Diktators verheiratet. Der getötete Verteidigungsminister Radschha gehört der christlichen Minderheit an und war erst seit etwa einem Jahr im Amt.

„Das ist der Vulkan“

Widersprüchliche Meldungen gab es zum Zustand von Innenminister Mohammed Shaar. Mehrere arabische Sender berichteten, der Politiker sei ebenfalls tot. Dem staatlichen Fernsehen zufolge jedoch wurde er nur verletzt, sein Gesundheitszustand sei stabil. Zu dem Anschlag bekannte sich die „Freie Syrische Armee“.

„Das ist der Vulkan, von dem wir gesprochen haben. Wir haben gerade erst begonnen“, erklärte ein Vertreter. Bereits tags zuvor hatte der Sprecher der Rebellen in Homs, Oberst Kassem Saadeddine, für die kommenden Tage „Überraschungen“ angekündigt.

Gegenangriff der Regime-Milizen

Seit vier Tagen liefern sich Rebellen und Sicherheitskräfte schwere Kämpfe in der Hauptstadt, die sich jeden Tag auf weitere Stadtteile ausdehnen. Die heftigsten Gefechte konzentrieren sich jedoch auf den Stadtteil Al-Midan, wo überwiegend Sunniten leben. Nach Berichten von Anwohnern gingen die gefürchteten Regime-Milizen wenige Stunden nach dem Bombenanschlag zum Gegenangriff über und begannen, Wohnungen zu durchsuchen und zu plündern. Immer mehr Familien irren durch die Straßen der syrischen Hauptstadt auf der Suche nach einem sicheren Ort.

Am Mittwochabend beriet erneut der Weltsicherheitsrat in New York über eine UN-Resolution zu Syrien.