Essen. Personalnot in den 47 Kreispolizeibehörden des Landes führt dazu, dass in vielen Städten und Kreisen nur in Einzefällen die Hobbyschützen und Jäger überprüft werden. Die meisten Waffen in NRW sind in den Regionen mit langen Schützenvereins-Traditionen registriert. Ein nationales Waffenregister soll die Lage verbessern.

Zehn Jahre nach dem Amoklauf von Erfurt mit 17 Toten und drei Jahre nach dem Massaker in einer Schule in Winnenden (16 Tote) ist die Kontrolle der rund eine Million zugelassenen Schuss- und Stichwaffen in Nordrhein-Westfalen nach wie vor mangelhaft.

Personalnot in den 47 Kreispolizeibehörden führt dazu, dass es nach Informationen der WAZ Mediengruppe in der Mehrzahl der Städte und Kreise regelmäßige Überprüfungen der Bestände in den Wohnungen von Hobbyschützen und Jägern nur in Einzelfällen gibt, meist aber gar nicht.

„Eine richtige Kontrolle findet faktisch nicht statt“, sagt Frank Richter, der NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Dabei habe es immer dann Amokläufe gegeben, wenn Unbefugte Zugang zu nicht gesicherten legalen Waffen gehabt hätten. Er frage, „ob jeder Hobbyschütze eigentlich so viele Waffen braucht. Wir müssen in den Wohnzimmern abrüsten“. Die GdP setzt sich zudem dafür ein, dass zusätzliches Kontrollpersonal per Umlage von den Schützen bezahlt wird.

Alle drei Jahre eine schriftliche Nachfrage

Von 10 000 Waffenbesitzern in Bochum sind im Jahr 2010 nur 760 schriftlich geprüft und fünf durch einen unangemeldeten Hausbesuch überrascht worden. In Duisburg waren es bei 4044 Waffeninhabern 37 Kontrollen. In Dortmund (7224 Waffenbesitzer, 26.360 Waffen) gibt es alle drei Jahre eine schriftliche Nachfrage.

Waffenabgabe Dortmund

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    Die meisten Waffen in NRW, jeweils weit über 30.000, sind in den Regionen mit langen Schützenvereins-Traditionen registriert – im Märkischen und im Hochsauerlandkreises, im Kreis Wesel und rund um Recklinghausen, wo es mit 45.000 Waffen die höchste Konzentration gibt. In Wesel gab es 2010 bei 13.891 Waffenbesitzern 540 Kontrollen, im Märkischen vor Ort überhaupt keine, im Hochsauerlandkreis gerade 50 seit 2003.

    Weil auch ein kompletter Überblick über die legalen Waffenbestände fehlt, ist eine Verbesserung der Sicherheit erst zum Jahresende zu erwarten. Dann wird das Nationale Waffenregister (NWR) eingerichtet. In Duisburg, Essen und Hagen wird die zugehörige lokale Datei „CitKoWaffe“ schon getestet. „Dann ist minutiös nachvollziehbar, wer wann wo eine Waffe gekauft hat und welchen Weg diese Waffe genommen hat. Das konnten wir bislang nicht“, sagt Alexander Frost vom Landesamt für Polizeiliche Dienste.