Athen. . Die neue griechische Regierung ist mit der Forderung nach Änderungen der Sparvereinbarungen auf Ablehnung gestoßen. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy warnte, mit einem größeren Zeitfenster seien zusätzliche Kosten für die Mitgliedstaaten verbunden. Bundesfinanzminister Schäuble (CDU) ermahnte Athen, die vereinbarten Sparmaßnahmen schnell umzusetzen.
Die neue griechische Regierung möchte weitgehende Änderungen am Spar- und Reformprogramm erreichen: Die sozialen Lasten sollen abgefedert werden, und das Land wünscht sich mehr Zeit für die Haushaltskonsolidierung. Darüber will die Regierung mit der Troika sprechen, also den Vertretern der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB), die an diesem Monat in Athen erwartet werden. Die Verhandlungen dürften schwierig werden.
Athen braucht mehr Zeit
Erst im Februar hatte das griechische Parlament den Sparpakt verabschiedet. Er ist Grundlage des zweiten Griechenland-Rettungspakets von 130 Milliarden Euro. In einer am Wochenende veröffentlichten Koalitionsvereinbarung listen die drei Regierungsparteien jetzt jene Punkte auf, die sie mit den Geldgebern neu aushandeln wollen.
Ganz oben auf dem Wunschzettel steht eine Streckung des Programms zur Haushaltskonsolidierung. Bisher war vereinbart, dass Griechenland bis 2014 sein Haushaltsdefizit unter die im EU-Stabilitätspakt festgeschriebene Obergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) drückt. Dieses Ziel dürfte jedoch wegen der unerwartet tiefen Rezession ohnehin nicht mehr realistisch sein.
Fristverlängerung bis 2016
Die griechische Regierung wünscht nun eine Fristverlängerung bis 2016. Das würde die Härten des Sparkurses mildern, weil die Einsparungen auf vier statt zwei Jahre verteilt werden könnten. Für Griechenlands Geldgeber würde es allerdings bedeuten, dass Athen weitere Hilfskredite braucht. Darauf wies auch EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy hin: „Mehr Flexibilität bei der zeitlichen Umsetzung bedeutet auch mehr finanzielle Anstrengungen der Mitgliedsländer“, sagte Van Rompuy der „Welt am Sonntag“. Den zusätzlichen Finanzbedarf Griechenlands schätzen Fachleute auf zehn Milliarden Euro pro Jahr. Dennoch haben einige EU-Politiker bereits signalisiert, dass sie bereit sind, über eine Streckung zu reden.
Griechenland im Streik
Einige andere griechische Forderungen gehen dagegen an die Substanz des Sparpakts und dürften deshalb bei der Troika zunächst auf Ablehnung stoßen. So will die Regierung die im März vollzogene Absenkung des Mindestlohns um 22 Prozent zurücknehmen und das Arbeitslosengeld künftig zwei Jahre statt zwölf Monate zahlen, um „Ungerechtigkeiten rückgängig zu machen“, wie es in der Koalitionsvereinbarung heißt.
Keine Entlassung von Beamten
Weitere Renten- und Gehaltskürzungen lehnt die Regierung ebenso ab wie die geplante Entlassung von 150 000 Staatsbediensteten in den nächsten zwei Jahren. Erhebliche Änderungen will die Regierung der Troika auch in der Steuerpolitik abhandeln.
Nicht nur deshalb dürften die Verhandlungen mit der Troika schwierig werden. Die Bestandsaufnahme der Prüfer wird ernüchternd ausfallen. Seit der letzten Inspektion der Troika im März war das Land politisch gelähmt. Die Umsetzung der Reformen ist zum Stillstand gekommen, die Privatisierungen liegen auf Eis, die Haushaltslage hat sich weiter verschlimmert.