Berlin. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat die rassistische Internet-Hetze gegen Fußball-Nationalspieler Mesut Özil als „widerwärtig“ verurteilt. Er forderte die „echten Fans“ auf, Solidarität mit allen deutschen Spielern zu zeigen. Friedrich geißelte die Umgangsformen im Netz.
Mit scharfen Worten hat Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) auf die rassistische Hetze im Internet gegen Fußball-Nationalspieler Mesut Özil reagiert. Die dortigen Äußerungen seien „widerwärtig“, sagte Friedrich der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Donnerstag und forderte die Solidarität der Fans mit den deutschen Spielern. Zugleich äußerte Friedrich den Verdacht, dass es noch mehr solcher Hetze gibt. „Der Fall Özil zeigt nur die Spitze des Eisbergs.“ Die Verwahrlosung der Umgangsformen im Internet sei „erschreckend“.
Die Aussichten, die beim Kurznachrichtendienst Twitter aktiven Urheber der Hetze zur Verantwortung zu ziehen, sieht Friedrich eher skeptisch. „Es gibt grundsätzlich Möglichkeiten, da die Täter im Netz Spuren hinterlassen. In vielen Fällen ist die Fahndung aber mangels Vorratsdatenspeicherung derzeit nicht erfolgsversprechend“, sagte der Minister.
Über ein falsches Twitter-Profil hatten Unbekannte den DFB-Star mit türkischen Wurzeln während des Dänemark-Spiels unter dem Namen der Piratenpartei beleidigt. In dem optisch täuschend echt wirkenden Twitter-Profil @PiratenOnline notierte ein zunächst unbekannter Nutzer: „Özil ist garantiert kein Deutscher! Ein Stück Papier ändert nicht die Abstammung.“ Die Piratenpartei distanzierte sich von den Äußerungen. Özil schaltete einen Anwalt ein.
Friedrich prangert Nazi-Parolen und -symbole an
Friedrich zeigte auch für weitere Begleiterscheinungen der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine Unverständnis. Beschämend sei, dass deutsche Zuschauer ausgerechnet in der im Zweiten Weltkrieg von Deutschen besetzten Ukraine „Sieg, Sieg“ gerufen hätten. Auch dass einige wenige die verbotene Reichskriegsflagge gezeigt hätten, mache ihn wütend. „Als deutscher Patriot schäme ich mich, wie diese Leute unser Ansehen in Europa und der Welt versuchen zu beschädigen.“
Der auch für den Bereich Sport verantwortliche Innenminister kritisierte auch kroatische Fans, die bei der EM erneut mit rassistischen Gesängen, Affengebrüll und Bananenattacken gegen dunkelhäutige Spieler auffielen. „Diese Typen muss man isolieren und ihre hirnlosen Aktionen entlarven“, sagte er. „Rassismus darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Wir alle müssen uns diesen Auswüchsen mit aller Kraft entgegenstellen.“ (afp/we)