Essen. . Nach dem Wahldebakel von NRW und vor dem Parteitag am Wochenende in Göttingen steht die Linkspartei vor einem Neuanfang. Über die Personen, die den Aufbruch einleiten sollen, besteht jedoch nicht nur bei den Kreisverbänden Uneinigkeit.

In einem Punkt besteht Einigkeit bei den Mitgliedern der Linkspartei: So wie bisher kann es nicht weitergehen. Wie und vor allem mit wem aber die Partei nach den Niederlagen bei den Landtagswahlen – zuletzt flog man aus dem NRW-Parlament – und dem Streit um die Bundesvorsitzenden einen Neuanfang gestalten will, darüber gehen die Meinungen auseinander – und das nicht erst seit der Absage des Ex-Vorsitzenden Oskar Lafontaine.

Vom Parteitag am Wochenende in Göttingen soll ein Aufbruchssignal ausgehen, erwarten die Linken im Revier. „Vor allem müssen wir aufhören, den politischen Gegner innerhalb der Partei zu suchen“, spielt Christian Tödt, Kreisvorstand in Dortmund, auf die Flügelkämpfe zwischen Ost und West, sogenannten Realos und Altlinken an. Das zerrissene Bild, das die Partei in der Frage um den Bundesvorsitz abgegeben hat, habe einen Teil zur Wahlniederlage in NRW beigetragen.

Am Mittwochabend hatten sich die Linken in der Dortmunder Parteizentrale zurückgezogen, um die Niederlage bei der NRW-Wahl zu analysieren. Doch nicht nur die Personalquerelen wurden als Grund genannt. „Wir haben Wähler verloren, weil wir in keinem klassischen Milieu verortet sind wie die SPD und die Grünen“, sagte Tödt. Zudem habe NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft klug die soziale Karte gespielt, so dass bei vielen Wählern wohl keine Notwendigkeit bestanden habe, das Kreuz links der SPD zu machen. Geht es den Menschen etwa schon wieder zu gut? „Nein“, ist der Duisburger Kreisvorstand Horst-Werner Rook überzeugt. Allein die Schlagzeilen in dieser Woche über die hohe Kinderarmut in Deutschland zeigten, dass konsequentere linke Politik notwendig sei.

Wagenknecht geht nicht voran

Wer die Partei dabei führen soll, ist für Rook schwierig zu sagen. Zwölf Kandidaten bewerben sich. Acht Männer, vier Frauen. Der Rückzug Lafontaines habe seinen Kreisverband enttäuscht. Dass nun auch die charismatische Hoffnungsträgerin vieler Linker, Sahra Wagenknecht, eher dem sächsisch-württembergischen Duo Katja Kipping/Bernd Riexinger den Vortritt lassen möchte, hebt Rooks Laune nicht wesentlich. Zumal Kipping lieber mit der NRW-Vorsitzenden Katharina Schwabedissen antreten möchte. Wichtig sei, dass die Partei eine Führung wähle, die die meisten Mitglieder hinter sich vereine.

In Dortmund hat man klare Vorstellungen, wer das sein könnte: „Unsere Delegierten werden für das Duo Katharina Schwabedissen/Katja Kipping stimmen“, sagte der Kreisvorstand Christian Tödt.