Berlin. . Marina Weisband (24) bricht vor Auftritt bei Maybritt Illner zusammen. Sie klagte schon lange über die enorme Belastung. Die Piraten wollen nun das öffentliche Interesse auf mehrere Köpfe verteilen, um Überlastungen für die Parteiführung zu vermeiden.

Sie ist die Vorzeigefrau der Piraten. Der Partei-Star, der so knackig formulieren kann. Die Oberpiratin, um die sich die Fernseh-Talkmaster reißen. Doch nun ist der Stress für Marina Weisband offenbar zu groß geworden: Unmittelbar vor ihrem geplanten Auftritt bei Maybrit Illners ZDF-Polittalk ist die Bundesgeschäftsführerin der Piraten am Donnerstagabend im TV-Studio zusammengebrochen. Es war ein Kollaps, der sich angekündigt hatte.

Statt der 24-Jährigen saß bei Illner der Berliner Abgeordnete Martin Delius auf dem Po­dium. Routiniert konterte er die Angriffe der Politprominenz, die sich einmal mehr am Erfolg der Piraten abarbeitete. Kurz und knapp entschuldigte Illner Weisband als erkrankt. Nähere Angaben machte sie nicht. Nichts deutete auf die turbulenten Minuten vor der Sendung an.

Entwarnung per Twitter

Eben hatte Weisband noch eine anstrengende Aufzeichnung bei TV-Talker Michel Friedman absolviert. Dann war Illner an der Reihe. Gut eine halbe Stunde vor Sendebeginn, so schildert es ein Zuschauer der Bild, brach Weisband an einem Tisch zusammen. Ein Sanitäter stellte fest, dass ihr Blutdruck völlig im Keller war.

Die Oberpiratin wurde ohnmächtig, der Notarzt kam und brachte sie ins Krankenhaus. Die Entwarnung folgt bald: Schon eine Stunde später konnte Weisband die Klinik wieder verlassen. Später gab sie via Twitter Entwarnung und nahm die Schreckminuten im Studio mit Humor: „Frau Illner hat mir übrigens die Hand gehalten, als die Sanitäter mich gepikst haben.“

„Kleine Kreislaufschwächen sind normal“

Gestern sagte sie: „Ich bin völlig fertig bei der Show angekommen und hatte dann einen Kreislaufzusammenbruch. Bei mir sind kleine Kreislaufschwächen normal, das hat nichts mit Burnout zu tun.“

Doch schon länger litt die Psychologiestudentin, die spätestens seit ihrer Rede auf dem Parteitag im Dezember als der Star der Partei gilt, unter der Arbeitsbelastung bei den Piraten. Im Januar klagte sie in ei­nem WAZ-Interview, dass sie 80 bis 90 anstatt wie geplant 30 Stunden pro Woche für die Piraten im Dienst sei. Neben dem Studium. Nicht nur die Parteiarbeit an sich, sondern auch zahlreiche TV-Auftritte plus inhaltlicher Vorbereitung fressen Zeit.

Doch Weisband konnte die Anfragen nicht wegdelegieren, wie sie gegenüber Spiegel Online berichtete: „Es ist teilweise so gewesen, dass ich in eine Fernsehsendung eingeladen wurde – und wenn ich Ersatz angeboten habe, wurde er nicht angenommen. Sondern sie wollten nur mich.“

„Enormer Druck“

So sprach Weisband von „enormem Druck“, unter dem sie stehe. Mehrere kleinere Erkrankungen plagten die junge Frau zusätzlich. Im Januar zog sie schließlich die Reißleine und kündigte ihren temporären Rückzug von der Parteispitze an. Ende April will sie nicht mehr für den Geschäftsführerposten kandidieren, sondern mindestens ein Jahr Pause machen um ihr Psychologiestudium im Münster abzuschließen.

Bei den Piraten heißt es, dass Weisband in den vergangenen Wochen noch einmal voll im Dienst der Piraten gestanden habe, inklusive zahlreicher Besuche auf Parteiveranstaltungen und Fernsehauftritten. Das alles mag zum Zusammenbruch beigetragen haben.

Vize-Parteichef Bernd Schlömer hofft, dass man das öffentliche Interesse künftig stärker auf mehrere Piraten verteilen kann. Schließlich gebe es genug Talente in der Partei. „Wir müssen darauf achten, dass wir gewisse Personen nicht überlasten, nur um eine Erwartungshaltung der Öffentlichkeit zu befriedigen“, sagte er der WAZ. Doch ob das klappt, weiß er auch nicht.