Sie hat gewagt, gewonnen und der CDU einen Auftakt nach Maß im Superwahljahr beschert: CDU-Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer hatte hoch gepokert, als sie mit Koalitionsbruch und Neuwahlen im Saarland riskierte, ihr Regierungsamt nach nur einem halben Jahr an die SPD zu verlieren. Lange sah es so aus, als werde der smarte SPD-Spitzenkandidat Heiko Maas die nüchterne CDU-Frau auf Platz zwei verdrängen. Doch Maas hat seine frühe Festlegung auf eine Große Koalition offenbar geschadet - Kramp-Karrenbauer aber geht, dank enttäuschter FDP-Wähler, mit einem überraschend klaren Sieg gestärkt aus dem ungewöhnlichen Wahlkampf hervor.

Zu stark sogar, um wie geplant ein schwarz-rotes Bündnis zu führen? Nein, der SPD droht nach diesem mäßigen Ergebnis nicht mal mehr die befürchtete Zerreißprobe, ob sie statt der Juniorpartnerrolle lieber eine rot-rote Koalition unter eigener Führung eingehen sollte. Gut so, denn Rot-Rot wäre ein Irrweg! Das von der Pleite bedrohte Saarland braucht die stabile, verlässliche Große Koalition. Nur sie kann das Land mit einem ehrgeizigen Sanierungsplan aus seiner gefährlichen Haushaltskrise führen. 13 Milliarden Euro hat das Land an Schulden angehäuft, die Pro-Kopf-Verschuldung ist eine der höchsten der Republik; gelingt die Kehrtwende nicht, könnte das kleinste Flächenland der Republik bald seine Eigenständigkeit verlieren. Inhaltlich lag SPD-Spitzenkandidat Maas mit seiner frühen Festlegung auf ein schwarz-rotes Bündnis durchaus richtig. Doch er hat damit unnötig Angriffsfläche für den im Saarland nach wie vor populären Linken-Vormann Lafontaine geboten. Dank des „Oskar-Bonus“ ist die Linke an der Saar ohnehin so stark wie sonst nirgends im Westen der Republik. Das ist einer von mehreren Sonderfaktoren, die dagegen sprechen, das Wahlergebnis als bundesweiten Stimmungstest zu deuten. Anders als etwa in Nordrhein-Westfalen war Rot-Grün wegen der dauerhaften Schwäche der Grünen an der Saar auch im Wahlkampf nie ein Thema.

Dennoch geht vom Saarland ein Signal aus: Geht der Niedergang der FDP weiter, bleiben die Piraten im Aufwind und entern nach Berlin und Saarbrücken weitere Landtage und 2013 gar den Bundestag - dann werden Große Koalitionen auch anderswo wahrscheinlicher.