Essen/Rom. . Benedikt XVI. besucht in diesen Tagen Mexiko und Kuba. Das ist für das Oberhaupt der katholischen Kirche keine leichte Aufgabe. Denn die Reise des Papstes hat politisch pikante Hintergründe.
Diese Reise wird kein Zuckerschlecken, schon gar nicht für einen bald 85-Jährigen. Wohl auch deshalb stützte sich Papst Benedikt XVI. am Freitag auf einen Gehstock, als er in Rom zu seiner 23. Auslandsreise aufbrach. Die führt ihn an diesem Samstag nach Mexiko und am Montag weiter nach Kuba. Auch wenn im Programm viel Platz für Entspannung des Pontifex gegeben ist, ist die Woche kein entspannter Trip. Nicht nur wegen mehrerer Gottesdienste mit hunderttausenden Gläubigen bei sommerlichen Temperaturen, sondern auch wegen der pikanten politischen Hintergründe der Reise.
Das „Böse“ entlarven
Mit Mexiko besucht Benedikt ein Land, das angesichts von rund 50 000 Toten des Drogenkriegs in den vergangenen fünf Jahren in Gewalt zu versinken droht. Schon auf dem Flug rief er zum Kampf gegen den Drogenhandel auf. „Das Böse, die Lüge und die Verherrlichung des Geldes, das die Menschen zu Sklaven macht“, müssten entlarvt werden, sagte der Papst. Seine katholischen Glaubensgeschwister forderte er auf, „ihr Möglichstes gegen diese Zerstörung unserer Jugend zu tun“.
Man darf davon ausgehen, dass Benedikt dieses Thema auch bei seinem Treffen mit Mexikos Staatspräsident Felipe Calderón ansprechen wird. Das Kirchen- und das Staatsoberhaupt kommen am Samstag in Guanajuato zusammen – einen strapaziösen Aufenthalt in der 2300 Meter hoch gelegenen Hauptstadt wollte man dem greisen Pontifex ersparen. Am Sonntag feiert er in León einen Freiluft-Gottesdienst und wird Runden im Papamobil drehen. Eine Messe, die sicherlich nicht zufällig in einem Park stattfindet, der an das 200-jährige Jubiläum der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien im Jahr 2010 erinnert. Dann geht es nach Kuba.
Dort hat sich seit dem bislang ersten und letzten offiziellen Papstbesuch 1998 einiges getan – doch die kommunistische Herrschaft blieb. Heute biete „der Marxismus keine Antworten mehr auf die Wirklichkeit“, sagte Benedikt während des Flugs in Richtung Lateinamerika. Die Kirche wolle helfen, nach „neuen Modellen“ zu suchen. Ob er darüber auch predigen wird? Zweimal – bei einer Messe am Nationalheiligtum der Barmherzigen Jungfrau von Cobre und einer zweiten auf dem Platz der Revolution in Havanna – wird er dazu Gelegenheit haben. Bei letzterer auch unter den Augen des einstigen Freiheitskämpfers Che Guevara, dessen Bild eine Fassade am Revolutions-Platz ziert.
Mit politischen Dissidenten wird sich Benedikt XVI. auf Kuba wohl nicht treffen, so Papst-Sprecher Lombardi. Eine Begegnung mit Fidel Castro indes ist durchaus möglich – und vom Gesundheitszustand des Revolutionsführers abhängig. Immerhin fällt der 85-jährige Castro in Benedikts Altersklasse.