Essen. . Der ehemalige Essener Weihbischof Franz Grave erinnert sich an 1998, als mit Johannes Paul II. erstmals ein Papst das kommunistische Kuba besuchte
Die Kuba-Reise von Benedikt XVI ist die zweite päpstliche Reise auf die kommunistische Karibikinsel. Ein wichtiger, aber deutlich weniger sensationeller Besuch als die Premiere 1998. Johannes Paul II. verbrachte damals nach jahrelangen diplomatischen Verhandlungen fünf Januar-Tage auf der Karibikinsel – mit dabei der Essener Weihbischof Franz Grave, damals verantwortlich für das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. „Gleich zu Beginn der Reise hat Johannes Paul ein wichtiges Zeichen gesetzt, als er den Boden küsste und sagte: Du Kuba öffne dich der Welt, du Welt öffne dich Kuba“, erinnert sich Grave im NRZ-Gespräch. Das sei damals sowohl ein deutliches Zeichen gegen die Embargo-Politik der USA als auch gegen die selbstgewählte Isolation des Castro-Regimes gewesen.
So wie Benedikt am kommenden Mittwoch hat auch sein Vorgänger seinerzeit auf dem zentralen Platz der Revolution eine Messe unter freiem Himmel gefeiert. „Da war das Bild von Che Guevara, ein großes Herz-Jesu-Bild – und ein großes Plakat mit der Aufschrift: ,Auf mich allein könnt Ihr vertrauen.’“ Was auf den Gott der Christen gemünzt war, musste für den Atheismus predigenden Revolutionsführer Castro einer Provokation gleichkommen. „Aber der hat das ausgehalten“, so Grave.
Ohnehin sei das Verhältnis zwischen Castro und Johannes Paul von Tag zu Tag besser geworden. Am Ende der Reise habe der Revolutionär sogar Bewunderung für den Kirchenmann gezeigt – wenngleich vor allem für dessen Charisma und Kondition. Inhaltlich hätte der Jesuitenschüler Castro weiter gegen das Christentum gewettert.
Besonders beeindruckend sei ein Gottesdienst mit 200 000 jungen Leuten gewesen. „Die haben sich wie kleine Kinder am Schoß der Mutter an den Papst gehängt und gerufen: ,Heiliger Vater, verlass uns nicht!’ Die haben gespürt: Dieser Mann kann Kuba verändern.“
Doch Grave bleibt nüchtern: „Am Ende der Reise sah es aus, als hätte sich die Tür etwas geöffnet – aber schnell lief auf Kuba wieder alles im alten Gleis.“ Im Verhältnis zwischen Staat und Kirche etwa habe es seitdem Verbesserungen gegeben. „Doch bis heute fehlt eine neue Kirchen-Politik.“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.