Düsseldorf. . Altkanzler Helmut Schmidt war am Montagabend der gefeierte Gast beim 50. Ständehaus-Treff in Düsseldorf. Für den 93-Jährigen gab es stehende Ovationen und eine „Rauch-Ausnahme“.
Wenn lebende Legenden begrüßt werden, erheben sich auch millionenschwere Bosse wie Johannes Teyssen (Eon) oder Jürgen Großmann (RWE) von ihren Sitzen. Stehende Ovationen gab es bei 49 Ständehaus-Treffs in Düsseldorf nicht, für Helmut Schmidt am Montagabend natürlich doch. 500 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur feierten den 93-Jährigen im Herzen des Museums schon, bevor er den ersten Satz gesagt hatte. Eine Stunde lang hörten sie ihm zu, es war so still im Saal, dass man das leise Rauschen der Klimaanlage hören konnte.
Ohne Coca Cola und Aschenbecher auf dem Tisch macht es wenig Sinn, den Altkanzler zum Gespräch zu bitten. Veranstalter Axel Pollheim hatte sich mit einem Gag ins Unvermeidliche geflüchtet und ein Rauchverbotsschild mit dem Zusatz "erst ab 90" anfertigen lassen. Ob Berthold Beitz (98) denn auch da sei, hatte Schmidt geflachst, als er davon hörte.
Prompt verschwand sein Gesprächspartner Giovanni di Lorenzo beim gemeinsamen Streifzug durch die politische Weltgeschichte auf der Bühne in einer dichten Dampfwolke. Auch im Dunst bleibt Schmidt freilich stets klar und erinnerte zum Beispiel daran, warum Deutschland verpflichtet sei, Griechenland zu helfen. "Ohne die Hilfe der USA und des Marshallplans wäre Deutschland nach dem Krieg nie auf einen grünen Zweig gekommen."
In einer Kirche würde Schmidt nicht rauchen
Ob er denn überhaupt irgendwo aufs Rauchen verzichte, wollte der Zeit-Chefredakteur von ihm wissen. "In einer Kirche würde ich nicht rauchen", sagte Schmidt und nahm einen tiefen Zug aus seiner Mentholzigarette, "aber deswegen gehe ich da auch ganz, ganz selten hin." Und Menschen, die ihm immer noch das Rauchen abgewöhnen wollten, empfinde er als "lästig". Di Lorenzo versäumte es nachzuhaken, was Schmidt denn wohl auf seinem zehnstündigen Flug nach China im Mai tun wird. Rauchen?
Wie er so eine schwierige Reise überhaupt noch schaffe, fragte er ihn allerdings. "Weil ein Doktor dabei ist", entgegnete Schmidt.