Düsseldorf. . Bundesumweltminister Norbert Röttgen steckt in seiner Rolle als CDU-Spitzenkandidat bei der NRW-Landtagswahl in der Glaubwürdigkeitsfalle. Vor zwei Jahren erklärte er im WAZ-Interview, dass er auch Oppositionsführer in Düsseldorf werden wolle. Jetzt will Röttgen davon offenbar nichts mehr wissen.

Der Spitzenkandidat der NRW-CDU für die vorgezogenen Neuwahlen im größten Bundesland, Norbert Röttgen, will offenbar nur als Ministerpräsident nach Düsseldorf wechseln. Im Falle eine Wahlniederlage werde er lieber Bundesumweltminister bleiben, statt auf den harten Oppositionsbänken im Landtag Platz zu nehmen, berichtet die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf Vertraute des Ministers. Ein WAZ-Interview Röttgens vom 19. August 2010 könnte deshalb zur Glaubwürdigkeitsfalle werden.

Der 46-jährige Meckenheimer hatte vor zwei Jahren auf die Frage nach seinen persönlichen Zukunftsplänen in dem von ihm autorisierten Interview klar gestellt: „Es entspricht nicht meinem Politikverständnis, mir pausenlos den Kopf darüber zu zerbrechen, was taktisch für mich gerade von Vorteil sein könnte. Ich stelle mich der wichtigen Aufgabe, die nordrhein-westfälische CDU zu führen. Da ist es selbstverständlich, auch für die Spitzenkandidatur bei der nächsten Landtagswahl und als Ministerpräsident oder Oppositionsführer zur Verfügung zu stehen.“

"Umfassende landespolitische Verantwortung" in NRW

Damals konkurrierte Röttgen mit dem früheren Landesminister Armin Laschet in einem Mitgliederentscheid um die Chefrolle im mächtigsten CDU-Landesverband. Die Parteiführung hatte sich beinahe einstimmig für die Landeslösung Laschet ausgesprochen. Man erinnerte sich an die Zeiten, als Bundesminister Norbert Blüm die NRW-CDU aus der Bundespolitik heraus nebenbei führte und in einer Landtagswahl chancenlos blieb. Röttgen konterte die Kritik, in dem er versicherte, er werde „umfassende landespolitische Verantwortung“ wahrnehmen. Die Mitglieder glaubten ihm und wählten ihn mit stattlicher Mehrheit zum Nachfolge von Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers zum neuen Landesvorsitzenden.

Da niemand absehen konnte, dass die nächsten Landtagswahlen noch vor der Bundestagswahl 2013 stattfinden würden, steckt Röttgen nun in der Klemme. SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft präsentiert sich als fest verwurzelte Landesmutter, die eine eigene Kanzlerkandidatur gleich mal für 2013 und 2017 ausgeschlossen hat. Das Murren in der NRW-CDU über Röttgens Lavieren um die eigenen Karriereoptionen ist kaum mehr zu überhören. Zitierfähige Kritik äußern derweil vor allem Bundespolitiker der CDU und der CSU-Chef Horst Seehofer, der Röttgen in herzlicher Abneigung verbunden sein soll. Seehofers vergifteter Rat: Der Bundesumweltminister soll sich mit Haut und Haaren der Düsseldorfer Aufgabe verschreiben.

Klar zu sein scheint, dass Röttgen mit dieser Landtagswahl ein hohes persönliches Risiko eingeht. Wird er nicht Ministerpräsident, ist er entweder im NRW-Landesverband angezählt oder im Bundeskabinett. Es ist der Preis für sein Streben nach der wichtigsten Hausmacht, die die CDU zu vergeben hat.

Karl-Josef Laumann: "Nach dem Wahlsonntag am 13. Mai entscheiden, wie es weitergeht"

Während an der CDU-Basis der Protest wächst, bemühten sich Führungspolitiker wie der CDU-Fraktionschef im NRW-Landtag, Karl-Josef Laumann, am Montag um Beruhigung. Die NRW-CDU werde nach dem NRW-Wahlsonntag am „13.Mai entscheiden, wie es weitergeht“, sagte Laumann. Die CDU setze mit Röttgen auf Sieg. CDU-Landesvize Michaela Noll kritisierte Forderungen aus Bayern, wonach sich Röttgen entscheiden müsse. „Wir stehen geschlossen hinter Röttgen.“

FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner nannte es in der ARD „völlig klar“, dass er bei einer Rückkehr der NRW-FDP als Fraktionschef in den NRW-Landtag wechseln werde. Der FDP-Bundestagsabgeordnete hielt es für „selbstverständlich“, dass er als Spitzenkandidat in die Landespolitik zurückkehrt.

In einer Mail an die CDU-Kreisverbände teilte Generalsekretär Oliver Wittke mit, dass Röttgen sicher nicht zum Beginn des Wahlkampfs ankündigen werde, Oppositionsführer zu werden. Alles Weitere werden nach der Landtagswahl entschieden.