Gaza. . Bei den bisher blutigsten Kämpfen seit mindestens einem Jahr sind am Samstag 15 Menschen im Gazastreifen getötet worden. Radikale Palästinenser feuerten danach fast hundert Raketen und andere Geschosse vom Gazastreifen Richtung Israel.
Die schlimmste Gewalt zwischen Israel und dem Gazastreifen seit fast einem Jahr ist am Samstag den zweiten Tag in Folge fortgesetzt worden. Durch israelische Luft- und Raketenangriffe kamen im Gazastreifen nach palästinensischen Angaben 15 militante Kämpfer ums Leben, 20 Zivilpersonen wurden verletzt. Die palästinensische Seite reagierte mit fast 100 Raketenangriffen, bei denen eine israelische Zivilperson schwer verwundet wurde.
Am Samstag war im Gazastreifen deutlich das Geräusch der Raketen, die militante Kämpfer Richtung Israel feuerten, zu hören. Am Himmel waren israelische Drohnen zu sehen. Zehntausende Palästinenser marschierten in Trauerzügen durch die Straßen. Sie trugen Särge, da die Leichen der getöteten Extremisten zu entstellt waren, um sie nach muslimischer Tradition einfach nur in Gewänder zu hüllen. Maskierte Extremisten feuerten Maschinengewehrsalven über die Menge der Trauernden hinweg. "Rache, Rache!", rief die Menge.
Gewaltwelle schaukelte sich hoch
Auslöser der Gewalt war die gezielte Tötung eines palästinensischen Extremistenführers durch einen israelischen Raketenangriff am Vortag. Nach israelischen Angaben soll Suhair al Kaissi, der Führer des Widerstandskomitees des Volks (PRC), eine mit der Hamas verbundene Extremistengruppe, die durch die Entführung des israelischen Soldaten Gilad Schalit im Jahr 2006 bekannt wurde, einen Anschlag auf Israel von der nahegelegenen ägyptischen Halbinsel Sinai geplant haben.
Al Kaissi war die ranghöchste Person seit Monaten, die einem israelischen Angriff im Gazastreifen zum Opfer fiel. Palästinensische Augenzeugen berichteten, sie hätten israelische Drohnen fliegen sehen, unmittelbar bevor dessen Auto in Flammen aufgegangen sei. Bei dem Angriff am Freitag wurden neben Al Kaissi zwei weitere Menschen getötet, darunter sein Schwiegersohn Mahmud Hanini, der auch dem bewaffneten Arm der PRC angehört haben soll.
Als Reaktion auf die offenbar gezielte Tötung der Kommandeure feuerten mehrere Palästinensergruppen Raketen ab, die zum Teil weit hinter der Grenze einschlugen. Eine verletzte eine israelische Zivilperson schwer. Die Bewohner des betroffenen Gebiets flüchteten in Schutzräume. Von 92 Raketen, die nach Militärangaben auf Israel abgefeuert wurden, wurden etwa 25 von Abwehrsystemen abgefangen. Der ägyptische Konsul Jasser Usman erklärte im Westjordanland, sein Land bemühe sich um eine Waffenruhe.
Angriff auf Israel soll geplant gewesen sein
Die israelischen Streitkräfte flogen weitere Luftangriffe und töteten nach eigenen Angaben zwei Extremisten, die gerade dabei gewesen seien, Geschosse vorzubereiten. Viele der 15 Todesopfer gehörten der extremistischen Gruppe Islamischer Dschihad an. Die im Gazastreifen regierende Hamas verurteilte den israelischen Angriff, ihre Kämpfer feuerten aber keine Raketen auf Israel.
Die Streitkräfte erklärten, Al Kaissi habe einen Angriff auf Israel ähnlich dem im August geplant, bei dem von der ägyptischen Halbinsel Sinai aus acht Israelis getötet worden waren. Die PRC hat sich nie zu der Tat bekannt. Außerdem sei Al Kaissi verantwortlich für den Geldfluss von der libanesischen Hisbollah hin zu anderen aufständischen Gruppen im Gazastreifen gewesen.
Der israelische Soldat Gilad Schalit wurde nach mehr als fünf Jahren in Gefangenschaft Ende 2011 im Austausch für 1.027 palästinensische Häftlinge freigelassen. In den vergangenen Monaten haben die israelischen Streitkräfte hauptsächlich Schmuggler-Tunnel und keine Einzelpersonen angegriffen. Al Kaissis Vorgänger Kamal Nairab kam vor sieben Monaten auf ähnliche Weise ums Leben. (dapd)