Paris. Als Frankreichs “Première Dame“ ist Carla Bruni in Nicolas Sarkozys Wahlkampf allgegenwärtig. Sie gibt freimütig Interviews, mal in einem Boulevardblatt, mal in einer TV-Zeitschrift, und bei Massenveranstaltungen weicht sie nicht von seiner Seite. Am Ende könnte sie den Ausschlag für den Sieg geben.

Die Zeremonienmeister des Elysée überlassen in Nicolas Sarkozys Kampagne nichts dem Zufall. Sie lassen einfach Symbole sprechen: die Trikolore, die Europafahne, den markigen Slogan vom "starken Frankreich" - und vor allem die Liebe. Die Botschaft ist einfach und wirkungsvoll zugleich: Der Präsident liebt Frankreich deshalb so sehr, weil er selbst innig geliebt wird - von seiner hübschen Carla, der außergewöhnlichsten "Première Dame" der V. Republik.

Medienprofi Carla Bruni weiß um die Wirkung von Bildern

Seitdem ihr Präsidentengatte die Nation in einem Fernsehinterview von seiner unerschütterlichen Absicht unterrichtet hat, eine zweite Amtszeit anzustreben, ist Carla Bruni-Sarkozy allgegenwärtig. Sie gibt freimütig Interviews, mal in einem Boulevardblatt, mal in einer TV-Zeitschrift, und bei Massenveranstaltungen weicht sie nicht von seiner Seite. Medienprofi durch und durch weiß sie um die nachhaltige Wirkung anrührender Bilder. Wie etwa in dem auf Youtube verbreiteten Kurzclip, der Frankreichs Traumpaar wenige Sekunden vor Beginn des Sarkozy-Interviews in einem Augenblick voller zärtlicher Intimität zeigt. Als der sichtlich nervöse Staatschef ungeduldig auf dem Stuhl hin- und herrutscht, eilt sogleich die fürsorgliche Carla herbei und haucht ihm einen aufmunternden Kuss auf die schmalen Lippen.

"Ich unterstützte ihn zu 100 Prozent", gesteht Carla Bruni dem Massenblatt "Le Parisien", um zugleich seine "wunderbaren Ideen" zu loben. Frankreich kennt die 44-Jährige schon aus verschiedenen Glanzrollen: als zauberhaftes Top-Mannequin, als erfolgreiche Sängerin und eben als strahlende First Lady. Jetzt schlüpft sie ihrem Mann und der Macht zu Liebe in eine ganz neue Rolle: in die der Wahlkämpferin. Nicht auszuschließen, dass sie, Nicolas' Trumpf-Ass, am Ende die entscheidenden Prozentpunkte einfährt.

Prickelndes Zusammentreffen von Macht und Erotik

Am Sonntag, als der Präsident 15.000 begeisterte Parteimitglieder auf den heißen 60-Tage-Endspurt gegen den favorisierten Sozialisten François Hollande einschwört, sitzt Carla Bruni eingerahmt vom Premierminister, den Ministern und so genannten "Parteielefanten" demonstrativ in der ersten Reihe. Als die "Marseillaise" in Marseille verklungen ist, steigt er, ganz gaullistischer Tribun, vom Podium und reckt zusammen mit seiner Carla in Siegerpose die Arme in die Luft. Mon Dieu! Noch nie gab es ein derart prickelndes Zusammentreffen von Macht und Erotik in Elysée, noch nie war ein französischer Präsidentschaftswahlkampf so amerikanisch. Die Sarkozy-Bruni-Masche scheint zu funktionieren: Er argumentiert - sie verführt.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy,  und seine Frau Carla Bruni verlassen die Wahlkampfveranstaltung in Marseille.
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, und seine Frau Carla Bruni verlassen die Wahlkampfveranstaltung in Marseille. © AP

Seit genau vier Jahren und zwei Wochen bilden die Beiden das glamouröse Präsidentenpaar, und Carla Bruni lässt in diesen Tagen keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie auch den fünften Hochzeitstag im Elysée zu feiern beabsichtigt. Vor der Allianz mit Carla saßen Nicolas Sarkozys Anzüge mitunter auffällig schlecht und an manch arbeitsreichem Tag im Elysée lugte sogar das zerknitterte Hemd aus der Hose. Diese Zeiten sind offenbar vorbei. Vorbei auch die Zeiten, die "Super-Sarkos" Image möglicherweise irreparabel beschädigten: die voller Bling-bling auf den Yachten seiner Milliardärsfreunde.

Das reolute Wirken der "Première Dame"

In Marseille zählt Nicolas Sarkozy seine Werte auf: Autorität, Familie, Arbeit. Allein 38-mal benutzt er überraschend das Wort "lieben". Kenner des Elysée führen die geheimnisvolle Wandlung vom nervenden Parvenü zum fast schon dezenten Staatsmann auf das kluge und resolute Wirken der "Première Dame" zurück. Früher, so erzählt man sich, habe er, der Unkultivierte, lediglich auf Triviales gestanden. Heute hingegen schaue er sich die großen Kinoklassiker und Autorenfilme an, außerdem lese er Stefan Zweig und Raymond Radiguet. Er beteuert heute: "Ich habe mich geändert." Und auch sie rühmt mit leiser Genugtuung seine angebliche Läuterung: "Er ist reifer und ruhiger geworden."