Essen. . Elegant, gebildet: Die arabischen First Ladies sind die Feigenblätter der Diktaturen von Syrien, Marokko, Katar oder Jordanien. Doch die Zeiten, dass sie allein mit ihrem Glamour-Faktor die Reformunfähigkeit ihrer Länder überdecken, sind wohl vorbei.
Die modernen arabischen Frauen an der Seite der Herrscher verleihen der Region seit mehr als einem Jahrzehnt einen eigenartigen Glanz. Nach außen gelten sie als Symbol für Modernität und Entwicklung – sie verstellen dabei aber den Blick auf die Reformunfähigkeit ihres Landes. Die schöne First Lady als Feigenblatt der Diktatur, als Putzfrau fürs angeschmuddelte Landesimage – so lange es ins Konzept passt. Doch das kann sich rasch ändern.
Asma al-Assad war das junge, moderne Gesicht Syriens, eine First Lady wie aus dem Bilderbuch: schön, modern und gebildet. Wo immer die 36-Jährige auftrat, verbreitete sie Glanz und half dem Ausland darüber hinweg zu sehen, dass Syrien auch nach der Machtübernahme ihres Mannes Baschar al-Assad ein Polizeistaat war, wo Oppositionelle schon vor dem blutigen Aufstand überwacht, gequält und eingesperrt wurden.
„Rose der Wüste“
Bis vor einem Jahr schmückte die Mutter von drei Kindern Hochglanzillustrierten und Frauenzeitschriften. Der letzte Beitrag über Asma al-Assad stammt aus der „Vogue“ vom März 2011. Zart und zerbrechlich steht sie da, in einen dunkelroten Schal gehüllt. „Eine Rose in der Wüste“ titelt das amerikanische Modemagazin.
Inzwischen soll sie, so berichtete eine ägyptische Zeitung, Anfang Februar versucht haben, mit ihren Kindern vor den Kämpfen aus Syrien zu fliehen. Sie sei auf dem Weg zum Flughafen von Deserteuren gestoppt worden. Überprüfen lässt sich das nicht.
Die letzten offiziellen Bilder der schönen Frau stammen vom 11. Januar. Sie trägt eine Strickmütze und nimmt an einer Kundgebung für ihren Mann in Damaskus teil. Sie hat ihre Kinder Zein (9) und Karim (7) dabei, denen sie schützend die Hände auf die Schultern legt. Und jetzt soll ihr Büro auch auf eine E-Mail geantwortet haben, die ein Journalist der „Times“ an sie gerichtet hatte. Er wollte wissen, wie eine „intelligente, gebildete, im liberalen Großbritannien aufgewachsene Frau“ über die Gräuel denkt, die täglich in Syrien verübt werden. Ihre Antwort: „Der Präsident ist der Präsident von Syrien und nicht einer Gruppe von Syrern, und die First Lady unterstützt ihn dabei.“
In Jeans und T-Shirt
Wie es wirklich in ihr aussieht, bleibt ihr Geheimnis. Ihre Familie stammt aus Homs, der Hochburg des Widerstandes, den ihr Mann mit schockierender Gewalt zusammenschießen lässt. Und das ist es, was einfach nicht passen will zum Bild dieser Frau, die nach der Hochzeit mit Baschar in Jeans und T-Shirt durch ihre Heimat reiste, um die Menschen und das Land kennenzulernen.
Sie ist in London aufgewachsen als Tochter einer Diplomatin und eines Arztes, sie hat Informatik und Literatur studiert und später unter anderem als Investmentbankerin bei der Deutschen Bank in London und an der Wall Street gearbeitet. Sie war fortschrittlich und gründete die erste Nichtregierungsorganisation in Syrien. Sie hatte Bodenhaftung und Kontakt zum Volk, misstrauisch überwacht vom Geheimdienst, der auf ihrem PC eine Software installierte, um ihre E-Mails lesen zu können. „Lady Di des Orients“ nannte sie die Presse wegen ihrer Wohltätigkeit. Jetzt ist sie die Schöne neben dem Biest.
Rania, die Ehefrau von König Abdullah von Jordanien, ist nicht nur schön, gebildet und elegant. Anders als ihr Mann hat sie keinerlei Scheu, auf Menschen zuzugehen. Die Mutter von vier Kindern kann gut reden, ist ebenso hin- wie mitreißend, engagiert sich in unzähligen Projekten und ist Palästinenserin. Das war lange Zeit politisch sehr nützlich. Als aber der König „immer öfter als Mann an Ranias Seite“ bespöttelt wurde, wurden ihre öffentlichen Auftritte weniger.
Neue Bescheidenheit
Und seit der arabische Frühling die Region erschüttert, rief der König die neue Bescheidenheit aus. Der Palast strich die Shoppingausflüge nach Madrid, ihre Garderobe wurde schlicht, das Rampenlicht rar. Nicht mal nach London zur Hochzeit von Kate und William durfte Rania mitreisen. Sie verfolgte die Märchenhochzeit mit ihren Kindern auf dem Sofa.
Auch Marokko und Katar liegen auf der „Achse der Schönen“. Gegen die Tradition trägt die Frau des marokkanischen Königs Mohammed, Prinzessin Lalla Salma, ihr rotes Haar am liebsten offen. Sie setzt sich für die Gleichberechtigung der Frauen im Islam ein. Nicht wenige liberale Reformen der letzten Jahre sollen auch auf ihren Einfluss zurückgehen.
Die Hoffnungsträgerin
Das ist in Katar nicht anders. Die zweite Frau des Emirs, Scheicha Mosah bint Nasser al-Missned, trägt gern Mode von Jean-Paul Gaultier, verhüllt ihre Haare, aber nicht ihre Meinung. Sie ist bei der Modernisierung des kleinen Emirats eine treibende Kraft und hat die Universitätsausbildung komplett umgekrempelt.
Die 47-Jährige tritt in aller Öffentlichkeit auf – auch alleine, was keine Selbstverständlichkeit in dieser Weltgegend ist. Für viele Frauen der Region ist die Lieblingsfrau des Emirs eine Hoffnungsträgerin. Und so lange der Emir auf Modernisierung setzt, bekommt sie auch den Platz dafür.