Kairo. . Es sieht nach Endkampf aus in Syriens Hauptstadt Damaskus: Krieg tobt in den Vororten, Sicherheitsleute desertieren. Und vor dem Flughafen soll ein Konvoi mit hohen Herrschaften gestoppt worden sein - darunter die Ehefrau von Präsident Assad.
Endzeit in Damaskus. Die heftigen Kämpfe zwischen Armee und Aufständischen toben inzwischen wenige Kilometer vom Zentrum der syrischen Hauptstadt entfernt. Und offenbar ist das bedrängte Regime nun erstmals bereit, Gespräche mit der Opposition aufzunehmen – das meldeten diplomatische Kreise aus Moskau.
Immer mehr Regimetreue machen sich aus dem Staub. Auch Präsident Bashar al-Assads Ehefrau Asma soll am Sonntag zusammen mit ihren Kindern, der Mutter Assads und einem Cousin des Präsidenten versucht haben, aus dem Land zu fliehen. Das meldete die ägyptische Zeitung „Al-Masry Al-Youm“ und berief sich dabei auf syrische Quellen. Nach diesen Angaben sei der Konvoi auf dem Weg zum Flughafen von Damaskus gewesen, als er von Bewaffneten unter dem Kommando eines mit 300 Soldaten übergelaufenen Geheimdienstgenerals zum Anhalten gezwungen wurde. Trotz eines Feuergefechts mit den Deserteuren sei es der Leibwache der Assad-Familie gelungen, den Konvoi zu wenden und zurück in den Präsidentenpalast zu bringen. Eine unabhängige Bestätigung für diesen spektakulären Vorgang gab es am Montag jedoch nicht. Den abtrünnigen Geheimdienstlern gelang es angeblich, die Zubringerstraße zum Flughafen noch einige Zeit zu blockieren.
Ein hochrangiger Deserteur
Loyale Einheiten hätten dann ohne Erfolg versucht, ihren übergelaufenen Anführer, Geheimdienstgeneral Mahmoud Halouf, festzunehmen. Aus Vergeltung seien später 17 Verwandte des hochrangigen Deserteurs getötet worden, hieß es.
Gleichzeitig versuchten loyale Einheiten des Regimes am Montag mit aller Gewalt, die östlichen Vorstädte von Damaskus wieder in ihre Hand zu bekommen. Die Wohnviertel wurden mit Artillerie beschossen, Panzer rollten durch die Straßen. Regimekommandos suchten bei Razzien nach Angehörigen der „Freien Syrischen Armee“. Strom und Wasser sind abgestellt, an allen Kreuzungen sind Straßensperren und Sandsackbarrieren errichtet. Verängstige Familien versuchten verzweifelt, sich mit ein paar Habseligkeiten im nahen Zentrum der Hauptstadt in Sicherheit zu bringen. „Seit Samstag gibt es hier ununterbrochen Beschuss, es ist schrecklich – ein richtiger Krieg“, berichtete ein Augenzeuge am Telefon. Der UN-Weltsicherheitsrat will sich am Dienstag mit der Lage in Syrien befassen.
Letzter Auftritt am 11. Januar
Bashar al-Assads Familie war zuletzt vor drei Wochen, am 11. Januar, öffentlich gesehen worden. Damals erschien der syrische Präsident überraschend auf dem Omayyaden-Platz im Stadtzentrum und versicherte vor tausenden jubelnder Regime-Anhänger, man werde alle Verschwörungen gegen Syrien „ohne jeden Zweifel“ niederringen. Mit in der Menge stand lächelnd mit schwarzer Wollmütze seine Frau Asma mit zwei der drei Kinder des Präsidentenpaars. Aufgewachsen ist die 36-Jährige Tochter einer Diplomatin und eines Herzchirurgen in London, studierte Informatik und Französische Literatur am „King’s College“ und arbeitete danach als Bankerin, unter anderem in Paris und New York. Ihre syrische Verwandtschaft in der Stadt Homs kannte sie zunächst nur von gelegentlichen Ferienbesuchen. Den zehn Jahre älteren Bashar al-Assad traf sie zum ersten Mal 1999 in London. Ein Jahr später, im Dezember 2000, heiratete das Paar, kurz nach der Machtübernahme Assads in Damaskus.