Essen. . Im Ruhrgebiet studieren und dann in die Welt - so stellte man sich den Lebenslauf des Ruhrgebiets-Akademikers bislang vor. Doch eine neue Studie belegt: Der Ruhrpott ist anziehender als bislang gedacht. 72 Prozent der Absolventen bleiben auch nach dem Abschluss noch in der Region.
Bisher schien diese Meinung wie in Stein gemeißelt: Die Revier-Unis bilden zwar Zigtausende Akademiker aus, aber nach ihrem Studium verlassen die meisten ganz schnell die Region. Doch die Vorstellung, das Revier sei bloß ein „Durchlauferhitzer“ für Akademiker, die es nach Bayern und Baden-Württemberg zieht, stimmt nicht. Erstmals belegen Umfragen der Ruhr-Uni Bochum und der Uni Duisburg-Essen: Es gibt keine Absolventen-Flucht aus dem Revier.
Bochumer Sozialwissenschaftler hatten fast 2000 Absolventen der Jahrgänge 2008 und 2009 befragt. Ergebnis: 67 Prozent der Studenten stammten aus dem Ruhrgebiet, und 74 Prozent lebten eineinhalb Jahre nach dem Ende des Studiums noch immer in der Region. Das erklären die Bochumer Professoren Hans Georg Tegethoff und Klaus-Peter Strohmeier.
72 Prozent der Absolventen bleiben im Ruhrgebiet
Die Bochumer Zahlen stammen aus einem aktuellen Buch über das Ruhrgebiet mit dem Titel „Ziel erreicht- wenig gewonnen. Ein realistischer Blick auf das Ruhrgebiet“. Das Werk entstand als Gemeinschaftsprojekt von vier Bochumer Professoren. Ähnliche Zahlen liegen übrigens aus Duisburg und Essen vor: 72 Prozent der Absolventen (ohne Lehramt) wohnten 1,5 Jahre nach der Ausbildung weiter im Revier und am Niederrhein. Die Zahlen beziehen sich auf Absolventen, die in den Beruf gewechselt haben, kein Zweitstudium betreiben oder die Promotion anstreben.
Sämtliche Experten waren bisher vom Gegenteil ausgegangen. Das Revier, hieß es, sei unfähig, seine Absolventen zu halten. In einer Umfrage unter Führungskräften aus der Region hatten im letzten Jahr drei von vier Befragten bemängelt, dass zu viele Absolventen abwandern.