London/Islamabad. Bis 2014 wollen die internationalen Truppen aus Afghanistan abziehen. Nun nährt ein Geheimbericht die Befürchtung, dass die Taliban dann die Macht wieder übernehmen wollen. Offenbar gibt es Unterstützung aus Pakistan.
. Die radikal-islamischen Taliban bereiten sich Medienberichten zufolge darauf vor, nach dem Abzug der ausländischen Truppen aus Afghanistan wieder die Macht in Kabul zu übernehmen.
„Wenn die Isaf keinen Einfluss mehr hat, sehen die Taliban ihren Sieg als unabwendbar an“, zitierte die britische Zeitung „Times of London“ am Mittwoch aus einem geheimen US-Militärbericht. Die „BBC“ berichtete unter Bezugnahme auf die gleichen geheimen Dokumente, dass der pakistanische Geheimdienst ISI die Taliban bei Anschlägen auf ausländische Truppen unterstütze. Demnach verfügt Pakistan über ein Netz von Mittelsmännern und Spionen, über die strategische Hinweise über die ausländischen Soldaten an die Taliban weitergeleitet werden können.
Die internationalen Truppen wollen sich bis 2014 aus dem vom Krieg gezeichneten Land zurückziehen und bis dahin das Kommando an die im Aufbau begriffene afghanische Armee abgeben. Nach dem mehr als zehn Jahre dauernden Krieg gegen die Taliban versucht die Regierung in Kabul nun, mit hochrangigen Vertretern der Gruppe zu verhandeln, um sie vom Friedensprozess zu überzeugen. Immer wieder kommt es zu Anschlägen auf Nato-Kräfte.
Taliban treffen pakistanische Agenten
„Der ISI ist über die Taliban-Aktivitäten und den Verbleib von ranghohen Taliban-Kämpfern vollständig im Bilde“, heißt es den Medienberichten zufolge in dem Dokument. Demnach kommen ranghohe Taliban regelmäßig mit Vertretern des pakistanischen Geheimdienstes zusammen. Aus den Verhören geht laut BBC aber nicht hervor, ob Pakistan die Taliban mit Geldern oder Waffen unterstützt. Vielmehr hieß es, die Beziehungen seien für beide Seiten „nützlich“, aber wenig vertrauensvoll.
Pakistanische Regierungsvertreter wiesen die Berichte scharf zurück. Diese seien „belanglos, um es noch milde auszudrücken“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Abdul Basit, der Nachrichtenagentur AFP. Ein ranghoher Vertreter der Sicherheitskräfte verwies darauf, dass der NATO-Bericht nie veröffentlicht worden sei. Die BBC und die „Times“ gäben nur gezielt lancierte Informationen weiter, die es nicht „wert sind zu kommentieren“. Außenamtssprecher Basit versicherte, Islamabad verfolge eine strikte Politik der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten.
Die Beziehungen beider Länder liegen auf Eis
Die afghanische Regierung wirft Islamabad regelmäßig vor, für die Gewalt im Land verantwortlich zu sein. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern liegen auf Eis, seit im September der mit den Taliban-Friedensgesprächen betraute afghanische Ex-Präsident Burhanuddin Rabbani von einem Selbstmordattentäter getötet wurde. Ein afghanischer Abgeordneter machte für dessen Tod pakistanische Spione verantwortlich.
Der NATO-Bericht basiert laut BBC auf Daten aus 27.000 Verhören von mehr als 4000 Kämpfern des Terrornetzwerks Al-Kaida und der Taliban. Den Angaben zufolge wurde er im vergangenen Monat der NATO-Führung in Afghanistan übergeben. Der Bericht droht einen Annäherungsversuch beider Länder zu überschatten: Der afghanische Präsident Hamid Karsai kommt am Mittwoch in Kabul mit Pakistans Außenministerin Hina Rabbani Khar zusammen.