Essen. . Die Düsseldorfer Linken fordern für alle Schulen Biokost aus fairer, regionaler Produktion. Länder und Kommunen kämpfen aber vor allem mit leeren Kassen. Auch die Eltern setzen auf billig. Die Verpflegung von Schülern bleibt schwierig.

Verkocht, vitaminlos, ohne Geschmack: Was mittags nach stundenlangem Warmhalten auf den Tellern von Ganztagsschul- und Kita-Kindern landet, hat mit ausgewogener, gesunder und schmackhafter Ernährung nur selten etwas zu tun. Darüber klagen seit langem Kinder, Eltern und Lehrer. Vor kurzem sorgte darüber hinaus eine Studie des Ernährungswissenschaftlers Volker Peinelt für Aufregung. Der Professer an der Hochschule Niederrhein und Leiter einer Zertifizierungsselle für Schulessen bestätigte eine flächendeckend schlechte Qualität des Kantinenessens für Kinder.

Die nordrhein-westsfälischen Linken nun wollen sich mit dem allgemeinen Klagelied nicht mehr begnügen: Sie werden im Landtag beantragen, rechtlich verbindliche Mindeststandards für Mahlzeiten in Kindertagesstätten und Schulen zu entwickeln.

Den Linken schwebt ein Essen vor, dessen Zutaten aus einer regionalen, bäuerlich-nachhaltigen Landwirtschaft stammen. Obendrein sollen sie unter Berücksichtigung ökologischer und sozialer Standards erzeugt worden sein. Bio-Produkte also, fair gehandelt.

19 Prozent Mehrwertsteuer für Schulessen, sieben Prozent für Hundefutter

Das klingt gut und gesund. Und teuer. Schließlich werden selten mehr als 2,20 Euro für ein Mittagesssen fällig, denn viele Eltern können oder wollen nicht mehr zahlen. Für den Caterer-Riesen Apetito kann der Preis durchaus in Ordnung sein, wenn die Schulen eigene Fachkräfte haben, die das Essen austeilen. Apetito-Sprecher Markus Päsler weist gegenüber „derwesten.de“ auf einen absurden Steueraspekt hin: Teilt Apetito das Essen aus, ist der Caterer ein Diensteister und es werden 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig. Liefert der Caterer lediglich das Essen zur Schule, handelt es sich „nur noch“ um Lebensmittel, die dem Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent unterliegen.

Die Frage nach den Mindeststandards stellt sich bei vielen Anbietern wie Apetito ohnehin nicht. Sie richten sich längst nach den „Qualitätsstandards für die Schulverpflegung“, die die deutsche Gesellschaft für Ernährung entwickelt hat.

Diese Standards sind auch für die Landesregierung ausreichend. Umwelt- und Verbraucherschutzminsiter Johannes Remmel (Grüne) erklärt denn auch die NRW-weite Umsetzung dieser Standards als Kernaufgabe. Der Minister verweist auf die Vernetzungsstelle Schulverpflegung NRW, die mit 200 Fortbildungen, Worshops, mit 123 Fachgesprächen und 200 Einzelberatungen Tausende Verantwortliche an den Schulen erreicht hat. „Von nachhaltigen Strukturen ist viel die Rede“, sagt Remmel und fügt – sich selbst lobend – hinzu: „Wir bauen sie auf.“

Berlin senkt Preis für Schulessen von 2,05 Euro auf 2 Euro

Auch in anderen Bundesländern wird die Qualität des Schulessens heftig diskutiert – ebenso wie die Preisentwicklung. In Berlin etwa haben einige Bezirke die Preise für ein Schulessen von 2,05 Euro auf 2 Euro gesenkt. „In den ostdeutschen Bundesländern muss das Essen generell günstiger sein als im Westen“, sagt Apetito-Sprecher Markus Päsler und ergänzt: „2 Euro sind definitiv zu wenig“. Ernährungswissenschaftler Peinelt hält sogar fünf Euro pro Essen für realistisch, wenn es gesund und lecker sein soll. Eine öffentliche Förderung würde zwei Milliarden kosten, so die Berechnungen.

Zwei Milliarden -- das ist wohl weder für die Schulträger und damit die finanzschwachen Kommunen, noch für die zuständigen Länder zumutbar. Manuela Schwesig (SPD), Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern, sieht ohnehin den Bund in der Pflicht. Doch der schaffe es noch nicht einmal, den Mehrwehrsteuersatz für Schul-Caterer auf sieben Prozent zu senken. „Auf Hundefutter werden doch auch nur sieben Prozent erhoben“, sagt sie dem „Spiegel“.

Von wegen Bio

Was die Diskussion ums Schulessen außerdem zeigt: Noch müssen die elementaren Dinge geklärt werden. Öko, Bio, fairer Handel: Was die Linken fordern, ist wohl mehr als drei Schritte zu viel in die Zukunft gedacht.