Essen. . Die Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks will keine Dokumente mehr veröffentlichen, solange die finanzielle Zukunft der Organisation nicht gesichert ist. Interner Streit und ein fragwürdiger Führungsstil trugen zum Niedergang bei.

Die Enthüllungsplattform lässt vorerst das Enthüllen sein. Wikileaks will keine Geheimdokumente mehr veröffentlichen, solange die finanzielle Zukunft der Internet-Institution nicht geklärt ist.

Wikileaks steckt nach wie vor in Schwierigkeiten. Die Internet-Plattform hat massiv an Popularität eingebüßt. Dabei hatte alles so gut begonnen. Wikileaks hatte machte nicht nur mit der Veröffentlichung eines Videos von einem US-Angriff auf ein Reporterteam im Irak auf sich aufmerksam, sondern auch mit 250 000 geheimen US-Botschaftsdepeschen, die für unangenehme diplomatische Verwicklungen sorgten. Das alles hat der Plattform nicht geschadet. Ihr Niedergang ist eng verbunden mit internen Querelen.

Die Anhänger wandten sich ab

Gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange wird weiter wegen einer möglichen Vergewaltigung ermittelt, er steht in London unter Hausarrest, seine Auslieferung nach Schweden ist weiterhin in der Schwebe. Es gab internen Streit über Assanges autoritären Führungsstil und sein an Selbstverliebtheit grenzendes Auftreten, worauf sich etwa der deutsche Sprecher der Plattform und weitere Anhänger von Wikileaks abwandten.

Diese Streitigkeiten trugen nicht gerade dazu bei, das Ansehen der Enthüller in der Welt zu befördern. Vielmehr wurde in jüngster Vergangenheit sehr deutlich, dass die Internet-Organisation zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, als dass von der Netz-Plattform Richtungsweisendes zu erwarten gewesen wäre.

Finanzielle Engpässe – und Personalnot – hatten bereits seit Monaten immer wieder verhindert, dass tausende Dokumente unterschiedlicher Herkunft nicht oder nur in kleinen Teilen veröffentlicht werden konnten. Julian Assange wollte die Geldnot anfangs durch Kreativität wettmachen. Er versteigerte Abendessen mit sich als Stargast. Oder verhökerte Devotionalien, etwa Kaffee aus dem Gefängnis, in dem er für kurze Zeit einsaß, im Internet-Auktionshaus Ebay.

Kreditkartenfirmen leiteten Geld nicht weiter

Das alles scheint dann doch nicht gereicht zu haben. Auch, weil Spendenaufrufe zwar fruchteten, Kreditkartenfirmen und der Internet-Bezahldienst Paypal aber die Weiterleitung der Gelder verweigerten.

Fünf Jahre nach der Veröffentlichung erster brisanter Dokumente ist Wikileaks am Boden, finanziell – und moralisch. Dabei war Julian Assange mit einem hehren Ziel angetreten. Er wollte die Welt ein wenig verändern, Geheimnisse sollten nicht länger geheim bleiben, sondern für jedermann einsehbar. Doch die Skandale der letzten Monate haben Wikileaks massiv geschadet.

Die Internet-Plattform tut gut daran, erst einmal aufzuräumen. Und ein wenig mehr Demut stünde auch Herrn Assange gut zu Gesicht.