Bad Neuenahr.
Die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland muss gegen einen übermächtigen Schatten ankämpfen. Und das, obwohl Präses Nikolaus Schneider zu Beginn der Tagung klare Worte zur sozialen Lage im Lande aussprach. Er beklagte eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Doch tatsächlich bestimmte ein ganz anderes Thema die Diskussionen hinter den Kulissen: Der Finanzskandal um das kircheneigene Unternehmen „bbz“ (Beihilfe- und Bezügezentrum) in Bad Dürkheim.
Es geht um mutmaßlichen Millionenbetrug. Die rheinische Landeskirche hat bisher 20 Millionen Euro zugeschossen, um die Firma zu retten.
Ermittlungen gegen neun Personen
Es sei „bitter“, gestand der Präses am Montag selbstkritisch ein, die kircheneigene Firma habe „in ihrem wirtschaftlichen Handeln offenkundig selbst Maß und Ziel aus den Augen verloren“. Und: „Auch kircheneigene Firmen genügen nicht den von uns erkannten Wegweisungen Gottes für ein gerechtes Wirtschaften.“
In der Affäre ist von kriminellen Fehlspekulationen die Rede. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen wegen Betrugs und Bilanzfälschung gegen neun Personen.
Turbulente Debatte
Es gibt Kirchen-interne Untersuchungen. Das Unternehmen, das die Landeskirche 1999 übernommen hatte, rechnet Beihilfen und Gehälter der Kirchenbeschäftigten ab. Sie hat Gewinne offenbar nicht nur aus Abrechnungen mit Kunden gemacht, sondern auch aus hochriskanten kurzfristigen Geldgeschäften. Fehlerhafte Jahresabschlüsse wurden nicht beanstandet.
Der Präses wies vor Journalisten allerdings den Vorwurf, die Landeskirche gehe leichtfertig mit Finanzen um, entschieden zurück. Hier gehe es um „kriminelle Machenschaften“, erklärte Nikolaus Schneider, der auch Ratsvorsitzender der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) ist. Das bbz sei „vermutlich mit großer krimineller Energie regelrecht bestohlen worden“.
Controlling hat versagt
Doch Synodale fragen hinter den Kulissen, wieso das Controlling der Kirche nicht gegriffen hat; ob dies ein Einzelfall ist oder ob es strukturelle Defizite gebe; und ob Kirche überhaupt wirtschaftliche Unternehmen betreiben solle. Doch über diese Fragen wurde am Nachmittag nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit debattiert. Es dürfte eine turbulente Debatte gewesen sein.