Essen. . Auch im neuen Jahr schlägt die Kreditaffäre rund um Bundespräsident Wulff hohe Wellen. Muss der Bundespräsident sein Amt zur Verfügung stellen? Wenn ja, wer könnte dieses Amt übernehmen? All diese Fragen werden von den DerWesten-Nutzern ausgiebig diskutiert.

Es gibt sie, die Unterstützer des Bundespräsidenten. Zugegeben, viele Nutzer sind es nicht die sich vorbehaltlos auf die Seite Wulffs stellen. „Keiner kann sich davon freisprechen, einmal Möglichkeiten genutzt zu haben, die zum Vorteil geführt haben“, schreibt Nichtwahr. Seiner Meinung nach habe der Bundespräsident durch sein Tun keinen nennenswerten Schaden angerichtet, sondern lediglich die Hilfe eines Freundes in Anspruch genommen.

Dreiklang verweist auf die unrealistischen Ansprüche, die an den Bundespräsidenten gestellt werden: „Wenn man einen Politiker haben will, der auch nicht nur die kleinste Leiche im Keller hat, der muss wohl ein neugeborenes Kind über 30 Jahre von der Außenwelt abschirmen und entsprechend ausbilden. Ich empfehle daher mal einen Blick in die Bibel, Johannes 8, 7.“

Die Ansprüche an den Bundespräsidenten sind unrealistisch

Der Nutzer ruhrgebieti führt die neuerliche Diskussion über Wulffs versuchte Einflussnahme auf die Bild-Zeitung insbesondere auf die „Empfindlichkeit der Presse“ zurück. „Bei aller Liebe, aber Polizei und Staatsanwaltschaft in Anspruch nehmen zu wollen, ist keine Drohung. Eine Drohung wäre es gewesen, wenn er gesagt hätte, mit einem Baseballschläger würde er den Redakteur vermöbeln. Ich finde Wulffs Verhalten zwar nicht grad vorbildlich, aber einen Rechtsstaat in Anspruch nehmen zu wollen, ist jedermanns Recht, auch vom Bundespräsidenten.“

Ernste Zweifel, ob es sich beim Anrufer überhaupt um den Bundespräsidenten handelt, werden von den Nutzern geäußert. Dopingo verlangt die Veröffentlichung der Mailboxaufnahme. „Die Bild-Zeitung sollte endlich alle Beweise vorlegen, die sie noch in Händen hält. Wer was gesagt haben soll, reicht mir einfach nicht. Einmal daran gedacht, dass Stimmen imitiert und Anrufe manipuliert werden können?“

Wulff ist nicht mehr zu halten

Auf der anderen Seite stehen die Nutzer, die vom Verhalten des Bundespräsidenten enttäuscht sind und ihm Versagen vorwerfen. „Was darf ‚der’ sich eigentlich noch alles erlauben?, fragt Papinho und macht seinem Ärger Luft. „Er selbst stolpert nun über seine eigenen Ansprüche!“

Für michalek ist der Präsident nicht mehr tragbar. „Selbst der toleranteste Bürger oder Politiker muss jetzt einsehen, dass Herr Wulff nicht mehr zu halten ist.“, schreibt der Nutzer. „Die detaillierte Aufzählung der Abläufe sagte alles. Auch wenn die juristische Bewertung des Vorgangs noch nicht abschließend vorgenommen werden kann, moralisch darf man sich schon jetzt ein negatives abschließendes Urteil erlauben. Das der höchste Mann in unserem Land sich ähnlich aufführt wie der frühere Ministerpräsident Italiens ist schon ein starkes Stück.“

„Sein Rücktritt wäre angebracht!“

In vielen Kommentaren bringen die Nutzer ihre Enttäuschung über das kopflose Krisenmanagement Wulffs zum Ausdruck. „Es ist kaum zu glauben, wie wenig Feingefühl unser Bundespräsident im Umgang mit den Medien besitzt, wenn er mit Drohungen gegen Journalisten die Veröffentlichung von Berichten über seinen Privatkredit zu verhindern versuchte, sagt astridkorten. „Der Bundespräsident ist durch die Mitteilungen seiner Pressestelle nicht in der Lage, Klarheit zu schaffen. Eine glaubwürdige und integre Persönlichkeit, die das Amt des Bundespräsidenten abverlangt, kann sich das nicht erlauben. Herr Wulff beschämt durch sein Verhalten nicht nur das Ansehen des Amtes, sondern auch das der Bundesrepublik. Sein Rücktritt wäre angebracht!“

1980yann bringt in seinem Kommentar seine Verwunderung über das Vorgehen des Staatsmannes Christian Wulff zum Ausdruck. „Also von einem Bundespräsidenten sollte man schon erwarten können, dass er bei Staatsempfängen ordentlich mit Messer und Gabel isst und Chefredakteuren nicht auf die Mailbox keift. Da bekommt er auf seinem Halbjahreszeugnis aber mal die Kopfnote Betragen ungenügend. Auch das Bild vom Überschreiten des Rubikon bietet seiner Meinung nach Anlass zur Spekulation: „Interessant fände ich ja, wo auf Wulffs persönlicher Landkarte der Rubikon verläuft, welches Verhalten für ihn diesseits und jenseits dieses symbolischen Flusses liegt. Und vor allem, welche Gegenleistungen er in Männerfreundschaften zum Beispiel für nette Homestories erwartet.“

Wo verläuft auf Wulffs persönlicher Landkarte der Rubikon?

Aunties Meinung steht jedenfalls fest: „Als Bundespräsident hat er versagt. Er hat das Amt beschädigt. Sicherlich werden nachfolgende Inhaber daran gemessen und der in der Vergangenheit vorhandene Respekt vor dem Amt hat gelitten. Aber - ich hoffe es - es werden Nachfolger kommen, die dem Amt wieder mehr Würde geben.“

Droht bei einem Rücktritt Wulffs nun eine ausgewachsene Staatskrise? Cerberus01 ist da anderer Ansicht: „Das Amt des BP wird durch einen zweiten Rücktritt nicht weiter beschädigt - in Gegenteil, der jetzige Schaden ist kaum noch zu toppen.“