Pjöngjang. Nordkorea trauert demonstrativ um seinen Diktator Kim Jong Il: Der verstorbene Machthaber ist am Dienstag aufgebahrt worden. Die staatlichen Medien stimmen das Volk derweil auf Kims Sohn Kim Jong Un als Nachfolger ein. Südkorea kondolierte, will aber keine Delegation zum Begräbnis schicken.
Im Rahmen der elftägigen Staatstrauer in Nordkorea für den verstorbenen nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il ist am Dienstag dessen Leichnam öffentlich aufgebahrt worden. Auf Plätzen bekundeten zahlreiche Menschen offen ihre Trauer. Die Nordkoreaner wurden in den staatlichen Medien aber auch schon auf seinen Sohn Kim Jong Un als designierten Nachfolger eingestimmt. Er sei "als großartige Persönlichkeit vom Himmel geboren", hieß es in einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA über ihn.
Der Sarg Kim Jong Ils wurde in einem Raum des Kumsusan-Mausoleums aufgebahrt, wo auch der einbalsamierte Leichnam seines Vaters Kim Il Sung seit seinem Tod 1994 in einem Glassarkophag liegt. Kim erlag staatlichen Medienberichten zufolge am Samstag als Folge von Überarbeitung und Stress einem Herzinfarkt. Er wurde den offiziellen Angaben zufolge 69 Jahre alt.
Reibungsloser Machtwechsel zeichnet sich ab
Es mehren sich die Anzeichen, dass der Machtwechsel wohl reibungslos verlaufen wird, dass es in der einzigen kommunistischen Herrscherdynastie der Welt weder Unruhen noch einen vielfach im Ausland befürchteten Machtkampf geben wird. Kims jüngster Sohn Kim Jong Un wurde im Mausoleum zusammen mit ranghohen Vertretern der Streitkräfte und Parteifunktionären gezeigt.
Auf Kim Jong Un als Nachfolger deutete auch die Beschreibung als "vom Himmel geboren" bei KCNA hin. Bislang war diese Bezeichnung seinem Vater Kim Jong Il und Staatsgründer Kim Sung Il vorbehalten. In der Zeitung der herrschenden Arbeiterpartei, "Rodong Sinmun", wurde Kim Jong Un zudem als "geistiger Pfeiler und Leuchtturm der Hoffnung" für Militär und Volk bezeichnet.
Volk "in tiefer Trauer"
Das koreanische Volk sei in "tiefer Trauer wegen des Verlusts des geliebten Vaters unserer Nation", sagte Ri Ho Il, ein Dozent am Koreanischen Revolutionsgeschichtlichen Museum, der Nachrichtenagentur AP in Pjöngjang. "Er verteidigte das Glück unseres Volkes", sagte Ri.
Das Staatsbegräbnis für Kim soll am 28. Dezember im Kamsusan-Mausoleum stattfinden. Ausländische Delegationen würden nicht eingeladen, hieß es. Während der Trauerzeit werde es auch keine Unterhaltungsveranstaltungen in Nordkorea geben, hieß es.
Südkorea bekundet sein Beileid
Südkorea bekundete dem nordkoreanischen Volk am Dienstag sein Beileid zum Tode Kims. Es werde zwar keine offizielle Delegation nach Nordkorea reisen, aber die Familien des früheren südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung, der 2000 zu einem Gipfeltreffen mit Kim Jong Il zusammenkam, und des ehemaligen Hyundai-Chefs Chung Mong Hun, der enge Geschäftsbeziehungen zu Nordkorea unterhielt, könnten nach Nordkorea reisen, teilte Vereinigungsminister Yu Woo Ik mit.
US-Präsident Barack Obama örterte mit dem japanischen Ministerpräsidenten Yoshihiko Noda die Lage auf der koreanischen Halbinsel nach dem Tode Kims. Wie das Weiße Haus mitteilte, betonte Obama in dem Telefongespräch am Montagabend die Wichtigkeit der Stabilität in der Region. Beide Politiker hätten sich darauf verständigt, die Entwicklungen genau zu verfolgen und in Kontakt zu bleiben, hieß es aus Washington.
US-Außenministerin Hillary Clinton rief die neue nordkoreanische Führung auf, den Pfad des Friedens einzuschlagen und die Menschenrechte zu achten. Washington sei bereit, dem Land bei der Verbesserung seiner Lebensbedingungen zu helfen, wenn die Regierung gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft "eine neue Ära des Friedens, Wohlstands und der nachhaltigen Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel" einläute. (dapd)