Berlin. Lange hat er geschwiegen, nun hat er sich anders entschieden: Bundespräsident Christian Wulff hat sich erstmals zur Kreditaffäre geäußert. Er erkenne an, dass ein falscher Eindruck entstehen konnte, sagte Wulff in Berlin. “Ich bedauere das.“
Bundespräsident Christian Wulff hat sein Schweigen gebrochen und Fehler im Zusammenhang mit der Annahme eines Privatkredits in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident eingestanden. "Ich erkenne an, dass hier ein falscher Eindruck entstehen konnte", erklärte Wulff am Donnerstag in Berlin. "Ich bedauere das."
Wulff hatte 2010 im niedersächsischen Landtag als damaliger Ministerpräsident die Frage verneint, ob er geschäftliche Beziehungen zu dem Unternehmer Egon Geerkens pflege. Einen 500.000-Euro-Kredit von dessen Ehefrau ließ er dabei unerwähnt.
Christian Wulff: "In der Sache nicht zu verbergen"
Am Donnerstag erklärte Wulff, es sei damals um die Frage gegangen, "ob geschäftliche Beziehungen zwischen mir oder dem Land Niedersachsen auf der einen Seite und Herrn Egon Geerkens, einem weiteren Unternehmer oder Firmen, an denen diese beteiligt waren, auf der anderen Seite bestanden". Dies sei nicht der Fall gewesen. "Dementsprechend habe ich die gestellten Fragen beantwortet und keine Veranlassung gesehen, den privaten Darlehensvertrag mit Frau Geerkens zu erwähnen."
Er erkenne jedoch an, "dass hier ein falscher Eindruck entstehen konnte", erklärte Wulff. "Es wäre besser gewesen, wenn ich auf die Anfrage der niedersächsischen Abgeordneten im Landtag über die konkreten Fragen hinaus auch diesen privaten Vertrag mit Frau Geerkens erwähnt hätte, denn in der Sache hatte und habe ich nichts zu verbergen."
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SPD will Christian Wulffs Urlaube überprüfen lassen
Die SPD in Niedersachsen vermutet, dass Bundespräsident Christian Wulff als Ministerpräsident für mehr Urlaube als bislang bekannt Villen von befreundeten Unternehmern genutzt hat. Die Landtagsfraktion hat deshalb eine Kleine Anfrage an die niedersächsische Landesregierung eingereicht, in der sie Auskunft über die Urlaubsaufenthalte des ehemaligen Ministerpräsidenten fordert. "Dass Wulff im Winter 2009 und im Sommer 2010 zweimal private Häuser von Unternehmern genutzt hat, lässt vermuten, dass dies kein Zufall ist, sondern System hat", hieß es in der SPD-Landtagsfraktion vom Donnerstag.
Die Anfrage muss innerhalb von sechs Wochen beantwortet werden. Die SPD unterstützt zudem eine Initiative der Grünen, dass sich der Ältestenrates des Landtages mit der Frage beschäftigen soll, ob Wulff das Parlament im Jahr 2010 richtig informiert habe.
Wulff war von 2003 bis 2010 Ministerpräsident in Niedersachsen. Ihm wird vorgeworfen, in dieser Zeit den Landtag unvollständig über geschäftliche Beziehungen zum Unternehmer Egon Geerkens informiert zu haben. Wulff bestritt dies. Jetzt räumte der Bundespräsident ein, er habe von der Gattin des Unternehmers im Jahr 2008 einen Privatkredit über 500.000 Euro erhalten. Das Bundespräsidialamt hatte zunächst erklärt, Wulff habe korrekt geantwortet, weil er damals nach Geschäftsbeziehungen zu dem Unternehmer und nicht zu dessen Gattin gefragt worden sei. (dapd, afp)