Essen. Nach dem überraschenden Rücktritt von Generalsekretär Christian Lindner hat sich Parteichef Philipp Rösler geäußert. Wichtigste Erkenntnis: Einen Rücktritt lehnt Rösler ab. Stattdessen gibt es Durchhalteparolen für die Partei. Einen Kandidaten für die Lindner-Nachfolger gibt es auch schon.
FDP-Chef Philipp Rösler will nicht zurücktreten. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz reagierte der Parteivorsitzende auf den überraschenden Rücktritt seines Generalsekretärs Christian Lindner. Der hatte das Feld räumen müssen, weil die Organisation des Mitgliederentscheids zum Euro-Rettungsschirm ESM heftig kritisiert wurde.
Diese Kritik traf auch Parteichef Rösler. Denn der hatte am Wochenende in einem Zeitungsinterview den Mitgliederentscheid vorzeitig als gescheitert bezeichnet. Von führenden FDP-Politikern wie dem Altliberalen Burkhard Hirsch war Rösler dafür gerügt worden: Das Verhalten sei einer demokratischen Partei nicht würdig.
Rösler dankt Lindner für "herausragende Arbeit"
In seinem Statement bedankte sich Philipp Rösler bei Christian Lindner für dessen "hervorragende Arbeit" als Generalsekretär. Er bedauere den Rücktritt "außerordentlich". Rösler hob die Arbeit Lindners am Grundsatzprogramm hervor, mit der er die Partei "nach vorn" gebracht hätte. Mehrfach betonte Rösler, die FDP müsse nun "nach vorne schauen".
Rösler will "zügig" einen Nachfolger für Christian Lindner präsentieren. Bei einer Gremiensitzung am Freitag wolle er die Nachfolger-Frage thematisieren. Am gleichen Tag wird auch das Ergebnis der Mitgliederbefragung zum Euro-Rettungsschirm bekannt gegeben.
Patrick Döring wird als Nachfolger für Christian Lindner gehandelt
Als Nachfolger von Christian Lindner wird der niedersächsische Bundestagsabgeordnete Patrick Döring gehandelt. Döring ist bislang Bundesschatzmeister der FDP. Mehrere Zeitungen, darunter die Rheinische Post und die Saarbrücker Zeitung, berichten unter Berufung auf eine Schaltkonferenz des FDP-Präsidiums, Döring sei Röslers Favorit.
Der niedersächsische FDP-Bundestagsabgeordnete gilt als Vertrauter Röslers. Als künftiger Schatzmeister ist demnach der FDP-Bundestagsabgeordnete aus Krefeld, Otto Fricke, im Gespräch.
Lindner ist Mitglied der Boy-Group der Liberalen
Christian Lindner hatte am Vormittag überraschend seinen Rücktritt verkündet. In einer kurzen Erklärung gab er an, mit seinem Rücktritt Platz schaffen zu wollen für "neue Dynamik" in der Partei.
Lindner gehört zur sogenannten Boy-Group der Liberalen, zu der FDP-Chef Philipp Rösler (38) und Gesundheitsminister Daniel Bahr (35) gehören. Sie hatten nach dem Abgang von Guido Westerwelle die Führung der Liberalen übernommen. Rösler war erst Mitte Mai zum neuen Parteichef gewählt worden. Seit kurzem wird jedoch auch über seine Ablösung spekuliert.
Mit seiner Erklärung wollte er diesen Spekulationen eine Absage erteilen. Kurzfristig dürfte ihm das gelungen sein. (dor, afp, dapd)