Dresden . Andre E. soll die Neonazi-Bande, die mindestens zehn Morde begangen haben soll, unterstützt haben. Deshalb wurde er am Donnerstag vor dem Bundesgerichtshof vernommen. Der aus Sachsen stammende Mann wurde am Mittwoch von der GSG9-Truppe festgenommen.

Der am Donnerstagmorgen verhaftete mutmaßliche Unterstützer der rechtsterroristischen Gruppierung "Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)" wird dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) vorgeführt.

Der Ermittlungsrichter wird den Beschuldigten vernehmen. Beobachter gehen davon aus dass bis zum Abend über die Verhängung von Untersuchungshaft entschieden wird. Andre E. ist dringend verdächtig, die Terrororganisation NSU in zwei Fällen unterstützt zu haben. Er soll das Bekennervideo hergestellt haben, in dem sich die Gruppierung zu neun Morden und den Mordanschlägen auf zwei Polizeibeamte in Heilbronn bekennt. Außerdem soll Andre E. zwei NSU-Mitgliedern seine Bahncard und die seiner Ehefrau überlassen haben.

Seit Mittwoch liegt ein Haftbefehl gegen Andre E. vor

Der Ermittlungsrichter des BGH hatte bereits am Mittwoch auf Antrag der Bundesanwaltschaft Haftbefehl erlassen. Die Festnahme durch die GSG-9 erfolgte am Donnerstagvormittag. Gemäß den gesetzlichen Vorschriften muss ein Verhafteter unverzüglich dem zuständigen Haftrichter vorgeführt werden, der dem Beschuldigten den Haftbefehl eröffnet und ihn zur Person und zur Sache vernimmt.Schon seit Tagen kursiert der Name Andre E. in zahlreichen Medienberichten im Zusammenhang mit der Zwickauer Terrorgruppe. Seit Donnerstag ist es offiziell: Der 32-Jährige soll die terroristische Vereinigung "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) unterstützt haben. Nachdem der Bundesgerichtshof am Mittwoch einen Haftbefehl erlassen hatte, ließ die Bundesanwaltschaft E. am Donnerstagmorgen festnehmen. Mitglieder der Elitetruppe GSG 9 spürten ihn in einer Wohnung im brandenburgischen Landkreis Potsdam-Mittelmark auf.

Nach Erkenntnissen der Ermittler soll E. seit 2003 engen Kontakt zu den Mitgliedern der NSU gehabt haben. Der laut Generalbundesanwaltschaft "menschenverachtende Propagandafilm", in dem sich die Gruppe zu den Morden an türkischen und griechischen Kleinunternehmern sowie einer Polizistin aus Heilbronn bekennt, soll von dem 32-Jährigen hergestellt worden sein. Darüber hinaus steht E. im Verdacht, die Terrorgruppe logistisch unterstützt zu haben. So gehen die Ermittler davon aus, dass er im Mai 2009 für Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe Bahncards besorgt hat, die auf seinen sowie den Namen seiner Frau ausgestellt waren.

Andre E. kommt aus Sachsen

Zwar wurde E. am Donnerstag in Brandenburg festgenommen, doch seine Spur führt vor allem nach Sachsen. Nach Angaben der sächsischen Linke-Abgeordneten Kerstin Köditz soll der 32-Jährige zunächst in Johanngeorgenstadt gelebt und dort der rechten Gruppierung "Brigade Ost" angehört haben. Später sei der Mann mit seiner Ehefrau Susann E. nach Zwickau gezogen. Dort lebten auch die mutmaßlichen Neonazi-Mörder jahrelang.

Eine Mitarbeiterin der Opferberatungsstelle RAA Sachsen sagte der Nachrichtenagentur dapd, dass E. zusammen mit seinem Bruder Maik und weiteren Anhängern in Johanngeorgenstadt die "ortsweite Nazi-Clique" bildete. Maik E. wohnt mittlerweile in Brandenburg und ist beim dortigen Verfassungsschutz bekannt. Im Jahresbericht 2010 wird er als Leiter der Potsdamer NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" geführt. Angaben dazu, ob Andre E. beim sächsischen Verfassungsschutz bekannt war, machte die Behörde am Donnerstag nicht.

Der NSU-Unterstützer betrieb einen Versandhandel im Internet

Auf den Namen Andre E. sind im Internet mindestens zwei Domains angemeldet. Sowohl ae-onlineshop.de als auch caput-mortuum.de sind derzeit jedoch abgeschaltet. Bei der Anmeldung der Internetseiten hat der 32-Jährige nicht nur seinen Namen, sondern auch die Firma "AE-Montageservice" angegeben. Medienberichten zufolge handelt es sich dabei um eine Firma für die Montage von Solarzellen.

Darüber hinaus soll E. auch die Firma "Aemedig" betrieben haben, die sich auf die digitale Verarbeitung von Videos und Filmen spezialisiert hat. Ein Handzettel der Firma soll in den Trümmern des explodierten Wohnhauses der Terrorgruppe gefunden worden sein, berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Zeitgleich zur Festnahme von Andre E. in Brandenburg wurde am Donnerstag seine Wohnung in Zwickau durchsucht. Laut Aussagen von Nachbarn sollen die Ermittler bereits in der vergangenen Woche die Wohnung von E. aufgesucht haben. Der 32-Jährige wurde am Mittag per Hubschrauber nach Karlsruhe gebracht und dort dem Ermittlungsrichter vorgeführt. (dapd)