Düsseldorf. . In den letzten Jahren schienen die Wälder im Land sich zu erholen. Doch jetzt meldet der Landesbetrieb Wald und Holz eine dramatische Verschlechterung des Kronenzustands der Bäume. Weniger als jeder Vierte Baum sei akut noch gesund.

Die Wälder in Nordrhein-Westfalen sind so krank wie schon lange nicht mehr. Innerhalb eines Jahres hat sich ihr Zustand dramatisch verschlechtert. Mit unter 25 Prozent gilt nicht einmal mehr jeder vierte Waldbaum als gesund. Vor einem Jahr war es noch nahezu jeder dritte (32 Prozent). Das geht aus einer internen Bestandsaufnahme des Landesbetriebs Wald und Holz für das Umweltministerium hervor. „Nach einer mehrjährigen leichten Erholungsphase zeigt sich jetzt der schlechteste Kronenzustand seit Beginn der Untersuchungen 1984“, so das vorläufige Fazit der Fachleute. Damals waren noch 59 Prozent der Bäume gesund.

Für die Experten kommt der aktuelle Abwärtstrend nicht ganz überraschend. Bereits vor einem Jahr warnte Lutz Falkenried für den Landesbetrieb, dass parallel der Anteil der Bäume in den höchsten Schadstufen wächst. Dies setzt sich in diesem Jahr sprunghaft fort: Rund 33 Prozent aller Waldbäume tragen „deutliche Schäden“ – zehn Prozent mehr als 2010. Der Zwischenbericht kommt zu dem Schluss: „Bei mehreren Indikatoren sind Höchstwerte gemessen worden.“ Schwache Schäden haben nur noch 42 Prozent der Bäume – ein Rückgang um drei Prozent.

Über die genauen Ursachen der negativen Entwicklung und regionale Unterschiede wird NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) erst Ende November in seinem Waldschadensbericht informieren.

Umweltpolitiker fordern nachhaltige Waldwirtschaft

Schon jetzt steht für den Landesbetrieb aber fest, dass in diesem Jahr sämtliche Baumarten einen verschlechterten Laub- und Nadelzustand aufweisen. 2010 war noch die Eiche, die stark unter Raupenfraß litt, besonders in Mitleidenschaft gezogen, während sich etwa die Buche leicht erholen konnte.

Umweltpolitiker zeigten sich gegenüber der WAZ erschrocken über die drastische Zunahme der Schäden. Für die SPD-Fraktion forderte Andre Stinka einen Ausbau der „nachhaltigen Waldwirtschaft“. Es müsse auch überlegt werden, mehr Geld für die Zukunft des Waldes einzusetzen.

Ein Viertel der Landesfläche besteht aus Wald

Auch Norwich Rüße (Grüne) sprach sich für mehr Mischkulturen aus, die weniger anfällig seien. „Der Wald ist in seinem Immunsystem stark geschwächt“, sagte er. Mit rund 900 000 Hektar macht der Wald in NRW rund ein Viertel der Landesfläche aus.

Im Ruhrgebiet sieht es besser aus

Was für die nordrhein-westfälischen Bäume im Allgemeinen festgestellt wird, scheint jedoch nicht für den Wald des Regionalverbandes Ruhrgebiets (RVR) zu gelten. „Sein Zustand hat sich in den letzten Jahren stabilisiert und gegenüber den 80ern deutlich verbessert“, sagt Christoph Bee­melmans, RVR-Förster in der Üfter Mark bei Dorsten.

Probleme bereite allenfalls die Eiche, die unter anderem von Raupen befallen sei. Doch für einen endgültigen Befund sei es auch da noch zu früh. RVR-Sprecher Jens Hapke bestätigt die insgesamt positive Bilanz: „Die Wälder im Ruhrgebiet haben sich deutlich erholt. Wir bemühen uns seit Jahren, sie in Mischwälder umzuwandeln, weil sie resistenter gegen Klima- und Umwelteinflüsse sind.“

Offene Waldränder bereiten Probleme

Klagen über den schlechten Zustand der Bäume gibt es dagegen aus Eslohe. Waldbesitzer Georg von Weichs nennt die Gründe: „Als Folge des Sturmes „Kyrill“ stehen die Waldränder offen, die Sonne knallt rein und die Borke reißt“. Ideale Bedingungen also für den Borkenkäfer, der den Wald angreife. Zudem sei es ein Fehler gewesen, die regelmäßigen Düngungen einzustellen.