Jerusalem. Der israelische Ministerpräsident sei für einen Militärschlag gegen iranische Atomeinrichtungen, berichtet eine israelische Zeitung. Laut einer Umfrage würde eine knappe Mehrheit der Bevölkerung hinter einem solchen Anschlag stehen.

Die derzeit in Israel offenbar intensiv diskutierte Möglichkeit eines Militärschlages gegen iranische Nuklearanlagen wird von einer knappen Mehrheit der israelischen Bevölkerung unterstützt. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage sprachen sich 41 Prozent der Befragten für einen solchen Schritt aus. 39 Prozent sind dagegen, 20 Prozent waren unentschieden.

Die Umfrage wurde nach Berichten veröffentlicht, denen zufolge Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sein Kabinett zur Genehmigung eines Militärschlags gegen die iranischen Atomeinrichtungen bewegen wolle. Gleichzeitig wurde erfolgreich eine atomwaffenfähige Rakete getestet, die den Iran erreichen könnte.

Überraschendes Umfrage-Ergebnis

Für die Umfrage, die am Donnerstag in der Zeitung "Haaretz" veröffentlicht wurde, befragte das Meinungsforschungsinstitut Dialog 495 Personen, die Fehlerquote liegt bei 4,6 Prozent. Obwohl das knappe Ergebnis der Befürworter und der Gegner eines Militärschlages eine geteilte Nation wider zu spiegeln scheint, werten Beobachter die Tatsache, dass vier von zehn Israelis ein solches Vorgehen trotz der möglichen Folgen für ihr Land befürworten, als überraschend. Am Mittwoch hatte der Oberbefehlshaber der iranischen Streitkräfte mit harten Vergeltungsmaßnahmen gedroht, sollte Israel die iranischen Atomanlagen angreifen.

Eine Gewährsperson sagte der Nachrichtenagentur AP am Mittwoch, die Option werde derzeit in Israel auf höchster Ebene diskutiert. Der Regierungsvertreter bestätigte einen Bericht "Haaretz", wonach Netanjahu und Verteidigungsminister Ehud Barak für einen Angriff seien, aber noch nicht die Unterstützung der Mehrheit der Kabinettsminister hätten. Die Militärführung und der israelische Geheimdienst Mossad seien gegen einen Angriff.

Obama will Druck auf Iran fortsetzen

Es blieb unklar, ob Netanjahu tatsächlich einen solchen Angriff durchführen will oder durch sein Vorgehen die internationale Gemeinschaft zu einer härteren Linie gegenüber dem Iran drängen will. US-Präsident Barack Obama erklärte am Donnerstag am Rande des G-20-Gipfels in Cannes, das iranische Atomprogramm stelle weiter eine Bedrohung dar. Er und der französische Präsident Nicolas Sarkozy wollen den Druck der internationalen Gemeinschaft auf den Iran aufrechterhalten, damit dieser seine Beweggründe für das Atomprogramm offenlege, sagte Obama weiter.

Israel sieht den Iran als größte Bedrohung, da Präsident Mahmud Ahmadinedschad mehrfach das Existenzrecht des jüdischen Staates in Frage gestellt hatte und das Land militante Gruppen im Libanon und in den Palästinensergebieten unterstützt. Außerdem wird vermutet, dass der Iran unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms in seinen Nuklearanlagen Bomben baut. (dapd)