Tunis. . In Tunesien haben Islamisten die erste freie Wahl des Landes gewonnen. Die Partei Ennahda erhielt 90 der 217 Sitze in der verfassungsgebenden Versammlung. Der Wahlausgang in Tunesien gilt als Barometer für die Stimmung in Ländern wie Ägypten und Libyen.
In Tunesien haben Islamisten die erste freie Wahl des Landes gewonnen. Wie die Wahlkommission in der Nacht zum Freitag bekanntgab, erhielt die Partei Ennahda 90 der 217 Sitze in der verfassungsgebenden Versammlung. An zweiter Stelle lag die weltliche Versammlung für die Republik mit 30 Sitzen. Die Abstimmung am Sonntag war internationalen Beobachtern zufolge weitgehend freie und fair abgelaufen. Der Wahlausgang in Tunesien gilt als Barometer für die Stimmung in Ländern wie Ägypten und Libyen.
Ennahda-Chef zerstreut Islamismus-Sorgen
Ennahda-Chef Rachid Ghannouchi erklärte in der Nacht vor jubelnden Anhängern, seine Partei werde die Revolution fortsetzen mit dem Ziel eines Landes "in dem die Rechte Gottes, des Propheten, der Frauen, der Männer, der Religiösen und der Nicht-Religiösen gesichert sind". Das starke Abschneiden der Partei hat die Sorge geweckt, die Bevölkerung in dem vergleichsweise offenen Land könne strengeren islamischen Regeln unterworfen werden. Ghannouchi hat dies wiederholt zurückgewiesen.
In Sidi Bouzid kam es in der Nacht zu Ausschreitungen von Anhängern der kleineren Volksliste, nachdem die Behörden ihre Sitze wegen mutmaßlicher Vergehen bei der Wahlkampffinanzierung aberkannten. Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur Reuters, ein Teil des Rathauses stehe in Flammen. Die Polizei setze Tränengas gegen die Randalierer ein.
Neue Verfassung
In dem nordafrikanischen Land hatte die Bevölkerung im Januar den autokratisch herrschenden Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali gestürzt und damit den "Arabischen Frühling" in Gang gesetzt. Die 217 Abgeordneten sind für eine Legislaturperiode von einem Jahr gewählt. Sie sollen die Verfassung neu schreiben, eine Übergangsregierung wählen sowie Parlaments- und Präsidentenwahlen ansetzen. (rtr)