Tunis. . Noch ist die Auszählung der Wahl in Tunesien nicht beendet, doch ein Sieg der lange verbotenen islamischen Ennahda-Bewegung scheint sicher. Nächststärkster Konkurrent ist die Partei Kongress für die Republik mit zehn Vertretern.

Erste amtliche Auszählungsergebnisse der Wahl in Tunesien untermauern den Sieg der lange verbotenen islamischen Ennahda-Bewegung. Nach Angaben der Wahlkommission vom Dienstag gewann die Bewegung 18 der bislang feststehenden 44 inländischen Mandate. Insgesamt hat die Bewegung damit 27 der 62 ausgezählten Sitze gewonnen. Bereits am Montag wurde bekannt gegeben, dass sie neun der 18 für im Ausland lebende Tunesier reservierte Sitze in der 217 Mitglieder umfassenden Verfassungsgebenden Versammlung gewonnen hat. Nächststärkster Konkurrent ist die Partei Kongress für die Republik, die bislang zehn Vertreter entsenden darf.

Die in den 70er Jahren gegründete Hizb Ennahda oder Partei der Wiedergeburt war am Sonntag als Favorit in die Wahl zur Verfassungsgebenden Versammlung gegangen. Die Bewegung, die unter dem ersten Präsidenten des Landes, Habib Bourguiba, und unter seinem im Januar gestürzten Nachfolger Zine el Abidine Ben Ali massiv unterdrückt wurde, hat sich in ihrem Programm zu einer moderaten Form des politischen Islams bekannt. Skeptiker werfen ihr allerdings versteckte fundamentalistische Ziele vor.

Insgesamt wurde bei der ersten freien Mehrparteienwahl seit der Unabhängigkeit von Frankreich vor mehr als einem halben Jahrhundert eine hohe Beteiligung verzeichnet. Mehr als 90 Prozent der registrierten Wähler hätten ihre Stimme abgegeben, meldete die Wahlkommission. Von den 7,5 Millionen potenziellen Wählern waren bis zum Wahltag allerdings nur rund vier Millionen, also 60 Prozent, registriert. Über 14.000 tunesische und internationale Wahlbeobachter überwachten nach offiziellen Angaben die Abstimmung. (ap)