Brüssel. . Euro, Schulden, Griechenland - seit mehr als einem Jahr ist die Krise Dauerthema. Aber wo liegt eigentlich das Problem? DerWesten erklärt die Hintergründe - von Anfang an und ohne schwerverständliche Fachbegriffe.

Euro, Schulden, Griechenland: Seit mehr als einem Jahr ist die Krise Dauerthema. Am Wochenende wird wieder einmal darüber beraten. Alle paar Wochen scheint es ein neues Problem zu geben. Da fällt es schwer, den Überblick zu behalten.

Was ist eigentlich der Grund für das Problem?

Als Hauptgrund wird immer die Lage in Griechenland genannt. Alle Regierungen leihen sich Geld, etwa um Straßen zu bauen oder Lehrer zu bezahlen. Das ist normal, aber Griechenland hat mehr Schulden gemacht, als es wohl jemals zurückzahlen kann.

Was ist dann passiert?

Viele Banken aus ganz Europa hatten der Regierung in Athen sehr viel Geld geliehen und bekamen Angst, dass sie dies nicht mehr zurückbekommen. Deswegen konnte die Regierung in Athen nirgendwo weitere Schulden machen und war kurz vor der Pleite. Darum haben Deutschland und andere Staaten Griechenland Geld geliehen.

Warum ist das Problem Griechenlands auch ein Problem für andere?

In Griechenland wird wie in Deutschland und 15 anderen europäischen Ländern mit derselben Währung gezahlt, dem Euro. Dadurch bestehen enge Beziehungen zwischen Firmen, Banken und somit auch den Menschen. Wenn nun ein Euro-Land kein Geld mehr hat, wird das wirtschaftliche Gleichgewicht in allen Euro-Ländern gestört.

Ist Griechenland der einzige Schuldensünder?

Nein. Auch Länder wie etwa Italien haben riesige Schuldenberge angehäuft. Dadurch vergrößert sich das Problem. Inzwischen haben wichtige Staaten außerhalb Europas wie die USA, aber auch Banken und sonstige Unternehmen die Befürchtung, dass nach Griechenland weitere Länder in große Schwierigkeiten kommen.

Warum steigt Deutschland nicht aus dem Euro aus?

Weil das Problem sich so nicht lösen lässt. Die deutsche Wirtschaft gilt als stark, die Regierung als verlässlicher Schuldner. Deshalb wäre auch eine neue Deutsche Mark eine sehr starke Währung. Das heißt, für andere Länder wäre es zu teuer, etwa Autos aus Deutschland zu kaufen. Deutsche Firmen würden weniger Geld verdienen und müssten möglicherweise Beschäftigte entlassen.

Wie soll die Krise stattdessen gelöst werden?

Deutschland und die anderen Euro-Länder haben zusammen Geld in einen Topf eingezahlt. Immer wenn ein Euro-Land Probleme bekommt, soll es daraus Geld bekommen. Aber inzwischen wird befürchtet, dass immer mehr Euro-Länder Hilfe brauchen. Dann würde das Geld in dem Topf niemals ausreichen. Außerdem sind viele Menschen in Ländern ohne Probleme dagegen, immer mehr Geld an die Staaten in Schwierigkeiten zu verleihen. Denn es ist unsicher, ob sie das Geld eines Tages zurückzahlen.

Was soll der nächste Schritt sein?

Die Euro-Länder überlegen, ob sie laut „Stopp!“ sagen. Anstatt immer mehr Geld zu bekommen, soll Griechenland ehrlich sagen, dass es seine Schulden zumindest zu einem großen Teil nicht zurückzahlt. Die Hoffnung ist, dass so nicht noch mehr Länder von der Krise angesteckt werden. Allerdings könnten die Banken Probleme bekommen, die Griechenland Geld geliehen haben und dann nicht zurückbekommen. Auf einem Treffen am Wochenende beraten die Chefs der europäischen Lander darüber, ob sie dieses Risiko eingehen wollen. Denn vielleicht müssten sie dann den Banken helfen.

Ist das Ende der Krise also nahe?

Das weiß niemand. Viele Politiker sind der Meinung, dass Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs, also seit fast 70 Jahren, nicht in einer so großen Krise gesteckt hat. Das heißt auch: Kein Politiker hat schon einmal vor einem solchen Problem gestanden und weiß, was am besten zu tun ist. Aber damit sich die Probleme in Zukunft nicht wiederholen, will Deutschland, dass sich die Euro-Länder in Zukunft eng absprechen und sich auch gegenseitig zu hohe Schulden verbieten können. Wie lange die Krise aber noch dauert, ist unklar. (afp)