Den Haag. Radovan Karadzic ist zum ersten Mal persönlich vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag erschienen. Der frühere bosnisch-serbische Präsident fordert mehr Zeit für seine Verteidigung. Die Serben sind laut einer Umfrage mehrheitlich gegen eine Festnahme des gesuchten Mladic.

Mehr als eine Woche nach Beginn seines Prozesses hat Radovan Karadzic erstmals an einer Anhörung vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag teilgenommen. Der frühere bosnisch-serbische Präsident forderte am Dienstag mehr Zeit, um seine Verteidigung vorzubereiten. Die ersten drei Tage des Verfahrens hatte er boykottiert. Der 64-Jährige wurde bereits 1995 angeklagt und sitzt seit 14 Monaten in Haft. Das Gericht hat ihm mit der Bestellung eines Pflichtverteidigers gedroht.

Jeder zweite Serbe ist einer Umfrage zufolge gegen die Festnahme des wegen Kriegsverbrechen gesuchten Ratko Mladic. Etwa 51 Prozent sprachen sich gegen die Festnahme des früheren bosnisch-serbischen Generals und die Auslieferung an das UN-Kriegsverbrechertribunal aus, wie der für die Suche nach Mladic zuständige Regierungsvertreter Rasim Ljajic am Dienstag in Belgrad erklärte. Nur etwa ein Viertel (26 Prozent) sind demnach für Mladics Festnahme - vor einem Jahr waren es noch 50 Prozent.

Druck auf Serbien steigt

Grund für die sinkende Unterstützung sei der anhaltende internationale Druck auf Serbien auch nach der Festnahme Karadzics im vergangenen Jahr, sagte Ljajic. Mladic wurde 1995 vom UN-Tribunal in Den Haag wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Er wird unter anderem für das Massaker von Srebrenica verantwortlich gemacht, dem im Juli 1995 rund 8.000 muslimische Männer und Jungen zum Opfer fielen. Die serbische Regierung beteuert, seinen Aufenthaltsort nicht zu kennen. (ap)