München. In der CSU galt sie als Rebellin und Querdenkerin, forderte Aufmerksamkeit und mehr Demokratie. In ihrer eigenen, frisch gegründeten „Freien Union” propagiert die Ex-Landrätin „neues Denken” - und regiert nun selbst mit strenger und wenig glücklicher Hand.

Zwar ist ihre Partei zur Bundestagswahl angemeldet, zählt 16 Landesverbände und 1000 Mitglieder. Aber es brodelt in der Partei. Ex-Landrätin Gabriele Pauli hat ihre beiden Stellvertreter entmachtet. Offiziell, weil sie den Bundesvorstand nicht nur mit Vertretern aus Bayern besetzt haben mag.

In der E-Mail, in der die Unternehmerin Sabrina Olsson (47) und der Rechtsanwalt Michael Meier von ihrer Amtsenthebung erfuhren, steht davon nichts. Für Sabrina Olsson ist klar: Die Vorsitzende mag „keine Leute neben sich, sondern nur unter sich.”

Kritik aus der Partei hatte es u.a. wegen der Benennung von Penthouse-Model Kader Loth als Frauenbeauftragte gegeben. Der kommissarische Bundesgeschäftsführer, Christian Kleinert, betont zwar, dass dies weder eine offizielle Funktion noch von Pauli initiiert sei. Das jedoch bezweifeln viele. Sabrina Olsson wünscht sich: „Wir müssen uns auf Werte statt Personenkult besinnen. Es geht uns nicht um das Next-Top-Model, sondern um Politik. Wir brauchen keine Popstars.” Die Partei müsse sich in Ruhe weiter strukturieren, das Programm mit Politik füllen. Das sei ein Prozess, der Zeit brauche. Hinter den Parteiideen stehe sie weiterhin.

Mit Demokratie habe das Verhalten der Vorsitzenden wenig zu tun, kritisiert auch Werner Winkler (45), ein noch nicht amtsenthobenes Vorstandsmitglied. Er sammelte Unterschriften für den Rücktritt der Parteivorsitzenden. Doch die hat für Sonntag, 26. Juli, einen Sonderparteitag in Celle einberufen, bei dem der gesamte Bundesvorstand neu gewählt werden soll. Auf der Tagesordnung steht auch eine neue Satzung. Ex-Stellvertreter Michael Meier hatte beim Landgericht Fürth versucht, eine einstweilige Verfügung gegen Parteitag und Amtsenthebung zu erwirken: er wurde abgewiesen.

Werner Winkler will Sonntag vor Ort zählen, wieviele Mitglieder nach Celle kommen. Um beschlussfähig zu sein, müssten es fast 500 Stimmberechtigte sein. Ansonsten wären Neuwahl und neue Satzung ungültig. Der neue Satzungsentwurf räumt der oder dem Vorsitzenden viel mehr Macht ein. So viel, dass nicht nur Winkler und Olsson es vorsichtig formuliert „undemokratisch” finden.