Ramallah. .

Die Palästinenser stehen hinter ihrem Präsident, wenn er im UN-Sicherheitsrat über die Anerkennung eines Palästinenserstaats abstimmen lassen will. Auch wenn sie negative Folgen für das Land erwarten. An friedlichen Protesten nahmen tausende Menschen teil.

Während der palästinensische Präsident Mahmud Abbas in New York für Unterstützung seines Antrags auf vollwertige UN-Mitgliedschaft wirbt, protestieren tausende seiner Landsleute im Westjordanland weitgehend friedlich für einen eigenen Staat Palästina. Nur in Hebron kam es am Mittwoch zu kleineren Auseinandersetzungen. Dutzende Jugendliche warfen Steine auf Soldaten, diese reagierten mit Tränengas. Verletzt wurde niemand.

Die Großkundgebungen in mehreren Städten waren sorgfältig organisiert: Sowohl Staatsbedienstete als auch Schüler hatten frei, um an der Protestaktion teilnehmen zu können. Abbas hatte zu friedlichen Protesten aufgerufen.Viele nutzten den freien Tag für einen Schaufensterbummel oder andere Freizeitaktivitäten. Dennoch kamen mehrere tausend Menschen auf einem kleinen Platz in der Innenstadt Ramallahs zusammen, die von der Bedeutung ihres Anliegens überzeugt sind.

Mehrheit unterstützt Abbas’ Antrag

Die palästinensische Bevölkerung befürwortet den von Abbas eingeschlagenen Weg. Einer jüngsten Meinungsumfrage des Palästinensischen Zentrums für Politik und Umfrageforschung zufolge halten 83 Prozent den Antrag für eine gute Idee. 78 Prozent der Befragten sagten jedoch auch, dass dieser Schritt ihr Leben schwieriger machen dürfte. Der Antrag bei den UN sei nach zwei Aufständen und zwanzig Jahren der Verhandlungen mit den Israelis nach Ansicht vieler Palästinenser letztes Mittel, sagte Meinungsforscher Chalil Schikaki. Sie glaubten schlicht und ergreifend, dass der Status Quo schlimmer sei als alles, was in New York herauskommen könnte.

Gruppen von Jugendlichen schwenkten auf den Straßen palästinensische Fahnen und skandierten Unabhängigkeitsparolen. Ein Kundgebungsteilnehmer sagte: „Wir wollen in Würde leben.“ Er ist davon überzeugt, dass Abbas’ Antrag im UN-Sicherheitsrat richtig ist, auch wenn dies eine Kürzung der finanziellen Hilfe für die Palästinenser seitens den USA nach sich ziehen sollte. Die Amerikaner könnten sie nicht mit Geld kaufen, sagte der 62-Jährige.

Washington hatte bereits angekündigt, im Sicherheitsrat sein Veto gegen Abbas’ Antrag auf Vollmitgliedschaft einlegen zu wollen. Zwar ist die US-Regierung auch für einen unabhängigen palästinensischen Staat, setzt aber auf eine Verhandlungslösung.

Palästinenser erwarten negative Folgen des Antrags

US-Kongressmitglieder drohten bereits mit der Kürzung von millionenschweren Hilfszahlungen an die Palästinenser. Israel hat noch nicht wissen lassen, wie es reagieren wird. Die Palästinenser befürchten jedoch verschärfte Kontrollen durch israelische Truppen und die Einbehaltung von Steuern, die Israel für die Palästinenser einzieht.

Zwei Drittel der Palästinenser befürworten laut Meinungsforscher Schikaki friedliche Proteste, ein Drittel der Befragten sprach sich für die Durchsetzung ihrer Ziele mit Waffengewalt aus. Die Palästinenser seien zunehmend inspiriert vom arabischen Frühling, sagte er.

Die Regierung Abbas rechnet nach der UN-Abstimmung nur mit Verstimmungen auf diplomatischer Ebene, geht aber ansonsten davon aus, dass die Zusammenarbeit mit Israel - auch beim Thema Sicherheit - wie gewohnt weitergeht. Die Bevölkerung sieht das anders: Drei Viertel der Befragten rechnet damit, dass die Regierung Abbas nach der Rückkehr aus New York ihre Macht auf das ganze Westjordanland einschließlich der Siedlungen auszuweiten versucht, selbst wenn das zum Konflikt mit Israel führen sollte. (dapd)