Düsseldorf. . NRW-Bürger können bis in die Abendstunden einkaufen. Doch den Geschäften bringt das nicht viel. Das belegt eine Untersuchung des NRW-Wirtschaftsministeriums, die der WAZ vorliegt. Zudem wird die Aushöhlung der Sonntagsruhe vorangetrieben.

Die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten in NRW hat zu keiner nennenswerten Steigerung der Umsatz- und Beschäftigtenzahlen im Einzelhandel geführt. Stattdessen ist eine Verlagerung von Einkäufen in die Abendstunden und zu Einkaufszentren „auf der grünen Wiese“ zu verzeichnen. Zudem kommt es in vielen Städten inzwischen zur systematischen Aushöhlung der Sonntagsruhe.

Das sind nach WAZ-Informationen Kernaussagen einer umfangreichen Untersuchung des NRW-Wirtschaftsministeriums zum Ladenöffnungsgesetz von 2006. Die Untersuchung ist Grundlage für die von Rot-Grün geplante Wiedereinführung von verschiedenen Beschränkungen für den Einzelhandel, die im kommenden Jahr vom Landtag beschlossen werden soll.

Am Abend werden vor allem Minijobber eingesetzt

„Wir müssen zu Veränderungen kommen. Wie diese konkret aussehen, wird die politische Debatte zeigen“, sagte die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Daniela Schneckenburger, zur WAZ-Mediengruppe. Es gebe durch die fast vollständige Freigabe der Ladenöffnungszeiten an Werktagen kaum wirtschaftliche Effekte, weder bei den Umsätzen noch bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. In den Abendstunden würden vom Handel vornehmlich Minijobber und Teilzeitkräfte eingesetzt. Zum besseren Schutz der Sonntagsruhe werde Rot-Grün außerdem „den Wildwuchs an verkaufsoffenen Sonntagen beschneiden“, kündigte Schneckenburger an. Allerdings müsse man anerkennen, dass sich Lebensgewohnheiten und Einkaufsverhalten gerade in Großstädten veränderten.

Der Handelsverband NRW wehrt sich gegen neue Vorschriften: „Wir wünschen, dass es bei den bestehenden Regelungen bleibt“, erklärte Geschäftsführerin Waltraud Loose. Loose warnte zudem vor einer Sonntagsregelung, die vor allem kleinere Städte benachteiligen könnte. Gewerkschaften und Kirchen fordern dagegen die Rücknahme der weitgehenden Liberalisierung im Einzelhandel, der NRW-weit 680 000 Mitarbeiter beschäftigt.