Köln/Essen..

Ein neues Einkaufskonzept könnte den Internet-Handel revolutionieren: Die Supermarktketten Real und Rewe experimentieren mit einem Drive-In-Supermarkt und reagieren damit auf wachsende Konkurrenz.

Einkaufen im Vorbeifahren. In Deutschland erwacht eine neue Welt des Konsums. Diese Woche eröffnete die Supermarktkette Real in Isernhagen bei Hannover ihren ersten Drive-In-Supermarkt. Konkurrent Rewe experimentiert damit schon seit einem halben Jahr in einem Markt in Köln und will nun den „Fast-Food“-Einkauf auf weitere Märkte ausdehnen.

Klicken und Abholen. Der Drive-In-Supermarkt richtet sich vor allem an Dauergestresste und Menschen, die eigentlich keine Lust auf Einkaufen haben. Zeit sparen heißt die Devise. Der Kunde bestellt seine Artikel im Internet und kann den fertigen Einkauf am Supermarkt abholen. „Er oder sie muss noch nicht einmal aussteigen. Wir bringen den Einkauf bis in den Kofferraum“, sagt ein Real-Sprecher.

Frühestens zwei Stunden nach Bestellung liegt der Einkauf bereit. Der Abholtermin ist frei wählbar. Wer es nicht schafft, seinen Einkauf bis Ladenschluss abzuholen, der kann auch noch am Folgetag kommen. Tiefkühlwaren werden bis zur Abholung im Kühlhaus gelagert.

Ein Euro Servicegebühr

Aus 5000 Artikel kann der Internet-Kunde wählen. Das ist zwar mehr als bei Discountern wie Aldi oder Lidl aber nicht vergleichbar mit der deutlich größeren Auswahl in einem Supermarkt. „Im Real Drive bieten wir vor allem häufig nachgefragte Artikel an, so genannte Schnelldreher“, erklärt der Sprecher. Die Preise, so verspricht Real, sind die gleichen wie im Supermarkt. Allerdings wird für den Schnellkauf ein Euro Servicegebühr fällig.

Für den Drive-In-Markt hat Real ein Extra-Gebäude gebaut, das einem Hochregallager gleicht. Dort stellen 20 Mitarbeiter die bestellten Einkäufe zusammen. Darin unterscheidet sich der Real Drive vom Rewe-Konzept in Köln-Klettenberg, wo Mitarbeiter die Bestellung im Supermarkt abwickeln.

Wie viele Kunden das Rewe-Angebot bereits nutzen, dazu möchte sich der Kölner Handelskonzern nicht äußern. Eine Sprecherin erklärte lediglich: „Wir sind mit der bisherigen Kundenfrequenz zufrieden. Diese bewegt sich auf dem von uns erwartetem Niveau.“

Den Real-Drive haben in den ersten anderthalb Wochen Testlauf 30 Kunden pro Tag genutzt. Das sei schon recht ordentlich, heißt es bei Real. Ziel sind 50.000 Euro Umsatz pro Woche.

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Franzosen schon weiter

Handelsexperte Wolfgang Adlwarth von der Gesellschaft für Konsumforschung glaubt, dass der Drive-In-Supermarkt zwar seine Anhänger finden wird, aber nur in einer Nische. Er ist sich sicher: „Drive-In-Supermärkte werden den Einzelhandel nicht revolutionieren“.

Dennoch sind die großen Lebensmitteleinzelhändler alarmiert und reagieren auf Konkurrenz von außen. Der Buchhändler Amazon war vor einigen Wochen in den Internet-Lebensmittelhandel eingestiegen. Auch der Versandhändler Otto hegt entsprechende Pläne. „Die angestammten Händler wollen sich von solchen Anbietern nicht die Butter vom Brot nehmen lassen“, so Adlwarth.

Er hält das Abhol-Konzept von Real und Rewe ohnehin für Erfolg versprechender als ein Lieferservice wie bei Amazon. „Wenn Sie die Waren geliefert bekommen, müssen Sie zu Hause sein, beim Abholen können Sie selbst bestimmen, wann.“

Die Franzosen und Briten haben den Deutschen in dieser Beziehung einiges voraus: Dort sind Drive-In-Supermärkte schon weiter verbreitet als hierzulande.