Düsseldorf. NRW-Verkehrsstaatssekretär Horst Becker (Grüne) wünscht sich Busse und Bahnen als alkoholfreie Zone - räumt aber auch ein, dass ein solches Verbot kaum lückenlos durchgesetzt werden kann.

NRW fordert ein bundesweites Alkoholverbot in Bussen und Bahnen. „Ich halte ein Alkoholverbot für ein geeignetes Mittel, das Sicherheitsgefühl und die objektive Sicherheit zu verbessern“, sagte Verkehrs-Staatssekretär Horst Becker (Grüne) der WAZ. Becker räumte ein, dass ein Verbot im Nahverkehr kaum lückenlos durchgesetzt werden kann.

Nachdem Hamburg als erstes Bundesland seit Donnerstag Alkohol und Speisen in Bahnen verboten hat, wird der Ruf nach einem Alkoholverbot im öffentlichen Nahverkehr lauter. Der NRW-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Frank Richter, unterstützt ein Verbot, weil Übergriffe nach Alkoholkonsum immer brutaler würden. Fahrgäste fühlten sich unwohl, wenn eine „feucht-fröhliche Orgie“ stattfinde.

Sachbeschädigungen verringern

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, verwies darauf, dass drei von zehn Gewaltdelikten un­ter Alkoholeinfluss begangen würden. Ein Alkoholverbot könne die Bedrohung durch pöbelnde Jugendliche und die Zahl der Sachbeschädigungen verringern.

Auch NRW-Staatssekretär Becker bestätigte, „dass das Problem mit dem Alkohol in Bussen und Bahnen zunimmt“. Deshalb sollte sich NRW um ein bundesweites Alkoholverbot bemühen, forderte Becker. „Das geht allerdings nur, wenn gleichzeitig die Kontrollen verschärft werden – das kostet natürlich Geld.“ GdP-Bundesvize Richter glaubt aber, dass für die Kontrolle des Alkoholverbots ausreichend Personal zur Verfügung steht.

Ess- und Trinkverbot gilt im Revier zum Teil schon länger

In NRW gilt schon heute unter anderen in Verkehrsbetrieben in Düsseldorf, Köln, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Bochum und Recklinghausen ein striktes Verbot von Getränken – oft auch Speisen – in Bahnen. Vertreter von Verkehrsverbünden warnen, dass ein Alkoholverbot gerade in großen Netzen kaum kontrolliert werden kann. Die Bahn AG hat deshalb bisher in S-Bahnen, Regional- und Fernzügen kein Verbot verhängt. Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ hält ein Alkoholverbot nur dann für sinnvoll, wenn es auch durchgesetzt wird.

Kein Mitfahrverbot für alkoholisierte Gäste

NRW-Staatssekretär Becker machte aber klar, dass es kein Fahrverbot für bereits alkoholisierte Fahrgäste in Bus und Bahn geben dürfe. „Schließlich wollen wir gerade verhindern, dass Bürger alkoholisiert Auto fahren.“

In Hamburg ist seit Donnerstag in U- und S-Bahnen, Bussen und an Haltestellen der Alkoholkonsum untersagt. Wer trotzdem trinkt, muss ab Oktober 40 Euro zahlen. Auch für geöffnete Flaschen wird dann bereits ein „Knöllchen“ fällig.